"Es gibt zu wenig Personal für die Pflegebedürftigen"
Fünf Milliarden Euro mehr flossen im vergangenen Jahr in die Versorgung Pflegebedürftiger als noch im Jahr zuvor. Doch damit sei es nicht getan, sagt "Pro Pflege"-Gründer Werner Schell. Pflegebedürftige Menschen bräuchten nicht nur Assistenz beim Haarekämmen, sondern auch menschliche Zuwendung.
Nach Inkrafttreten der großen Pflegereform sind im vergangenen Jahr in den ersten drei Quartalen insgesamt fünf Milliarden Euro mehr in die Pflege geflossen als im gleichen Vorjahreszeitraum. Allein das wertet das zuständige Bundesministerium schon als Erfolg, weist aber auch auf die vielen großen und kleinen Dinge hin, die verbessert wurden.
Pflegeexperte Werner Schell reden, Gründer des Selbsthilfenetzwerks "Pro-Pflege", sagt, es gebe tatsächlich ein beachtliches Plus an Leistungen und neue Einrichtungen, was durchaus positiv zu bewerten sei.
Demenzkranke profitieren
Die neue Einteilung der Pflegegrade habe beispielsweise Vorteile für Demenzkranke gebracht: "Die sind jetzt sozusagen komplett in das System eingebunden, können Leistungen beanspruchen."
Schell sagte weiter: Insgesamt wage er jedoch zu bezweifeln, dass durch mehr Geld und andere Einstufungen und Einschätzungen von Pflegebedürftigkeit alles besser und einfacher geworden sei.
"Früher hatten wir die Minuteneingabe – drei Minuten fürs Zähneputzen und Haarekämmen _- und heute haben wir die Einschätzung, ob jemand noch selbstständig ist. Da sind sehr viele subjektive Einschätzungen noch vorzunehmen. Und das macht die Sache nicht unbedingt einfach."
Keine Verbesserung des Stellenschlüssels
Schells Einschätzung nach ist der Stellenschlüssel nicht besser geworden – es gebe immer noch zu wenig Personal, das sich den Pflegebedürftigen nicht nur pflegerisch, sondern auch menschlich zuwenden könne.
Zudem gebe es nach wie vor große Unterschiede bei der Bezahlung der Pflegekräfte. So würde beispielsweise Pflegepersonal in Nordrhein-Westfalen besser bezahlt als in Mecklenburg-Vorpommern. Doch diese Problem zu lösen, gehöre nicht zur Aufgabe des Bundesgesundheitsministeriums – hier seien die Tarifparteien gefragt.
(mkn)