Popkultur im Weltall
Packende Kampfszenen, kilometerlange Raumschiffe und geheimnisvolle Legenden: Der intellektuelle Tausendsassa Dietmar Dath hat einen großartigen Weltraumroman geschrieben, der nicht nur eingefleischte Science-Fiction-Fans begeistern dürfte.
Dietmar Dath ist einer der produktivsten Autoren und Intellektuellen der Gegenwart, um nicht zu sagen ein Tausendsassa: Sechs Bücher veröffentlichte er allein im vergangenen Jahr – neben seiner Tätigkeit als Feuilleton-Redakteur der "FAZ" wohlgemerkt. Das Spektrum reicht vom 800-seitigen Theorietrumm "Der Implex" über den Erzählband "Kleine Polizei" im Schnee bis zu einer Abhandlung über die Fernsehserie "Lost". Zuletzt kam der Roman "Pulsarnacht" dazu, erschienen im traditionsreichen Science-Fiction-Programm des Heyne Verlags.
Zu Beginn treibt die Soldatin Valentina orientierungslos in einem unterirdischen See aus unbekannter Flüssigkeit. Ihre Kameraden hat sie gerade bei einer missglückten Mission auf einem feindlichen Asteroiden verloren, die Lage ist düster. Ähnlich ergeht es zunächst dem Leser von "Pulsarnacht", denn Dath wirft ihn ohne Umschweife ins Getümmel eines fremden Universums samt seiner seltsamen physikalischen Gesetze und Begrifflichkeiten: von Ahtotüren, Tlaloks, twiSicht, echsenartigen Kreaturen namens Custai und anderen Merkwürdigkeiten ist da die Rede.
Erst nach und nach entfaltet der Roman sein ganzes Panorama, dann aber im Breitwandformat: In ferner Zukunft haben die Menschen den Weltraum erobert und teilen sich den Kosmos mit den unterschiedlichsten außerirdischen Intelligenzen. Dazu gehören neben den auf Rohstoffausbeutung von Himmelskörpern spezialisierten Custai die hundeartigen Binturen sowie die Skypho, ätherische, am ehesten noch an Quallen erinnernde Wesen. Und dann sind da noch die Dims, die den Menschen verblüffend ähnlich sehen, aber als Sklaven der Custai schuften müssen.
Nach langjährigen Kriegen mit aufständischen Linien herrscht die Präsidentin Shavali Castanon vom diamantenen Himmelskörper Yasaka aus über eine mehrere Galaxien umfassende Föderation, während die Anführer der Rebellen auf ein planetengroßes Lebewesen in die Verbannung geschickt wurden. Der Tod ist durch Biotechnologie und ins Gehirn eingepflanzte Quantencomputer besiegt, deshalb regulieren undurchschaubare Gesetze, wer wie lange leben und sich fortpflanzen darf. Die Dims erzählen sich von der Pulsarnacht, einem mythischen Ereignis, bei dem alle Pulsarsterne ihre rhythmische Aktivität gleichzeitig einstellen. Als es eintritt, geraten die Herrschaftsverhältnisse ins Wanken.
"Pulsarnacht" kommt als Space Opera daher, als großes Weltraumkino mit packenden Kampfszenen, kilometerlangen Raumschiffen, Intrigen und geheimnisvollen Legenden. Doch überschreitet Dath die Standards der Genre-Folie: Im Zentrum stehen existenzielle Fragen von Politik, Macht, Zusammenleben, Liebe und Einsamkeit. Ausgemalt wird dieses Epos mit großem Ideenreichtum und viel Liebe zum Detail. Und ist mit Anspielungen aus Kunst, Religion, Popkultur und Quantenphysik beinahe übersättigt. Daths politische Leidenschaft für alternative Gesellschaftsentwürfe, seine wissenschaftlichen Spekulationen und die Kraft seiner stellenweise ins Lyrische ausgreifenden Sprache machen aus "Pulsarnacht" einen großartigen Roman, der nicht nur eingefleischte Science-Fiction-Fans begeistern dürfte.
Besprochen von Philipp Albers
Dietmar Dath: Pulsarnacht
Heyne Verlag, München 2012.
432 Seiten, 13,99 Euro
Zu Beginn treibt die Soldatin Valentina orientierungslos in einem unterirdischen See aus unbekannter Flüssigkeit. Ihre Kameraden hat sie gerade bei einer missglückten Mission auf einem feindlichen Asteroiden verloren, die Lage ist düster. Ähnlich ergeht es zunächst dem Leser von "Pulsarnacht", denn Dath wirft ihn ohne Umschweife ins Getümmel eines fremden Universums samt seiner seltsamen physikalischen Gesetze und Begrifflichkeiten: von Ahtotüren, Tlaloks, twiSicht, echsenartigen Kreaturen namens Custai und anderen Merkwürdigkeiten ist da die Rede.
Erst nach und nach entfaltet der Roman sein ganzes Panorama, dann aber im Breitwandformat: In ferner Zukunft haben die Menschen den Weltraum erobert und teilen sich den Kosmos mit den unterschiedlichsten außerirdischen Intelligenzen. Dazu gehören neben den auf Rohstoffausbeutung von Himmelskörpern spezialisierten Custai die hundeartigen Binturen sowie die Skypho, ätherische, am ehesten noch an Quallen erinnernde Wesen. Und dann sind da noch die Dims, die den Menschen verblüffend ähnlich sehen, aber als Sklaven der Custai schuften müssen.
Nach langjährigen Kriegen mit aufständischen Linien herrscht die Präsidentin Shavali Castanon vom diamantenen Himmelskörper Yasaka aus über eine mehrere Galaxien umfassende Föderation, während die Anführer der Rebellen auf ein planetengroßes Lebewesen in die Verbannung geschickt wurden. Der Tod ist durch Biotechnologie und ins Gehirn eingepflanzte Quantencomputer besiegt, deshalb regulieren undurchschaubare Gesetze, wer wie lange leben und sich fortpflanzen darf. Die Dims erzählen sich von der Pulsarnacht, einem mythischen Ereignis, bei dem alle Pulsarsterne ihre rhythmische Aktivität gleichzeitig einstellen. Als es eintritt, geraten die Herrschaftsverhältnisse ins Wanken.
"Pulsarnacht" kommt als Space Opera daher, als großes Weltraumkino mit packenden Kampfszenen, kilometerlangen Raumschiffen, Intrigen und geheimnisvollen Legenden. Doch überschreitet Dath die Standards der Genre-Folie: Im Zentrum stehen existenzielle Fragen von Politik, Macht, Zusammenleben, Liebe und Einsamkeit. Ausgemalt wird dieses Epos mit großem Ideenreichtum und viel Liebe zum Detail. Und ist mit Anspielungen aus Kunst, Religion, Popkultur und Quantenphysik beinahe übersättigt. Daths politische Leidenschaft für alternative Gesellschaftsentwürfe, seine wissenschaftlichen Spekulationen und die Kraft seiner stellenweise ins Lyrische ausgreifenden Sprache machen aus "Pulsarnacht" einen großartigen Roman, der nicht nur eingefleischte Science-Fiction-Fans begeistern dürfte.
Besprochen von Philipp Albers
Dietmar Dath: Pulsarnacht
Heyne Verlag, München 2012.
432 Seiten, 13,99 Euro