Porträt einer Baum-Maklerin

Viel Kohle fürs Holz

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Katharina von Ehren fahndet bundesweit nach besonders schönen Bäumen. © picture-alliance/ Horst Ossinger
Von Petra Marchewka |
Katharina von Ehren gibt sich nicht gern mit Kleinigkeiten ab. Vor allem, wenn es um Bäume geht. Die Hamburgerin ist Deutschlands erste und bislang einzige Baum-Maklerin. Für manche Exemplare müssen die Kunden Zigtausend Euro zahlen.
Ein Paar Gummistiefel unterm Arm, in der einen Hand ein Butterbrot, in der anderen ein Klemmbrett mit Notizen: Es ist früh am Morgen, für das Frühstück war noch keine Zeit. Katharina von Ehren läuft voll bepackt vom Büro zu ihrem Auto, durch eine Seitenstraße am Hamburger Fischmarkt.
"Dann laufe ich hier runter und kucke auf die Elbe und freu mich."
Sie will heute Morgen nach Wedel in Schleswig Holstein fahren, um dort nach verschiedenen Gehölzen zu fahnden. Die gebürtige Hamburgerin mit den lässig hochgesteckten blonden Haaren liebt solche Fahrten durch den norddeutschen Herbst.
"Norddeutschland ist mir einfach sehr verbunden, ist ja meine Heimat. Wenn ich das so sehe, dieser nordische Himmel mit diesem Gemisch aus Wolken und mal wieder blauem Himmel, dann ist mir das einfach total sympathisch, ich bin wahnsinnig gerne hier, ich muss mich auch immer, wenn ich drei Tage nur am Schreibtisch war, sag ich, ich muss losfahren, was ausbinden. Ich komm in zwei Tagen wieder. (lacht)"
Bäume werden aus Norddeutschland nach München gefahren
Ahorn, Linden, Eichen und Kiefern will sie heute "ausbinden", also in einer Baumschule aussuchen und mit Bändern markieren, damit sie später abgeholt und ausgeliefert werden können. In diesem Fall nach München, wo die Gehölze aus dem Norden die Außenanlage eines großen Bürogebäudes begrünen sollen. Meist sind es Landschaftsarchitekten oder Garten- und Landschaftsbauer, die Katharina von Ehren um Baumvermittlung bitten.
"Die haben eine Idee oder irgendeine Vision und sagen, sie suchen was Schirmartiges oder Spalierförmiges, und dann können wir eben den Fächer aufmachen und sagen, hier, wir haben diese 100 spalierartigen Bäume oder schirmförmig gezogenen Pflanzen."
Katharina von Ehren stammt aus einer Baumschul-Familie, kannte die Arbeit mit großen und kleinen Pflanzen schon als Kind.
"Diesen Bezug zu den Pflanzen, den habe ich einfach ganz automatisch mit aufgenommen, weil ich eben auf dem Baumschulgelände aufgewachsen bin. Mein Elternhaus stand eben mitten in dem Baumschulbetrieb, und man konnte gar nicht das nicht mitbekommen. Ich war eben da unterwegs und kannte die natürlich so als Kompagnons sozusagen, die ganzen Pflanzen.
Kannte auch so diese Abläufe, dieses saisonale Geschäft, dass diese großen Pflanzen auf LKWs verladen wurden, das war mir absolut nicht fremd, sondern komplett natürlich und ich hatte da schon einen ganz intensiven Bezug und eine Achtung vor den Pflanzen, es hat mir, ohne dass ich bewusst darüber nachdenken musste, viel Freude gemacht."
Seit 2010 als Baum-Maklerin tätig
Sie macht eine Ausbildung zur Baumschulgärtnerin, studiert Gartenbau in Berlin, absolviert ein Praxissemester in den USA, wird dort auf den Beruf des Treebrokers aufmerksam. Katharina von Ehren arbeitet in den Staaten zwei Jahre als Baum-Maklerin, kehrt 1997 in den elterlichen Betrieb zurück. Ende 2010 dann die eigene Firma als Deutschlands erste Baum-Maklerin.
"Ich hatte schon immer Lust, was Eigenes zu machen und was Neues zu entwickeln hat mich gereizt. Und weil ich auch diese Idee des Treebrokering immer mit mir rumgetragen hab, hab ich gesagt, okay, wann, wenn nicht jetzt?"
Auf dem Weg zur Baumschule in Wedel bremst Katharina von Ehren vor einer schicken Neubauvilla in Hamburgs Westen. Die meterhohe, urig geformte Hecke davor sieht aus, als sei sie an dieser Stelle Jahrzehnte gewachsen.
"Hier haben wir so Skulpturen aus großen Eiben gemacht, wir nennen das Tatzen, das ist eben so organisch geformt, das geht bis vier Meter hoch und hat so 'ne ganz tolle Anmutung, ist was ganz Besonderes, (...) es braucht jetzt noch mal eins, zwei Jahre, bis es die absolute Perfektion erreicht hat, aber so ist es auch schon super, oder?"
Angekommen. In der Baumschule steht der Matsch knöchelhoch.
"Wir suchen jetzt elf Tilia cordata, also die Winterlinde, und vier deutsche Eichen."
Katharina von Ehren hat sich die Gummistiefel angezogen und den hellen Blazer gegen eine braune Wachsjacke getauscht. Zügig stapft die 47-Jährige lange Linden-Reihen ab.
"Der hat jetzt hier knapp 25, das wäre natürlich sehr gut im Maß, dann gucken wir noch mal da vorne, ich nehm die immer gern aus einer Reihe..."
Teure Linden
Alle Linden wirken wirklich gut gewachsen. Aber ihre Exemplare sollen besser sein als gut.
Katharina von Ehren ermittelt die Baumdicke mit einem Maßband und schätzt die Länge, indem sie den Arm Richtung Krone streckt – bei ihren Fingerspitzen hat der Baum eine Höhe von 2,20 Meter.
"Und dann schaue ich eigentlich, dass die einen einheitlichen Kronenansatz haben, von der Erdoberfläche bis zu den ersten Ätzästen, das nennt man Kronenansatz, dass der liegt bei 2,20 oder 2,50, dass die zusammenpassen."
Die Auserwählten bekommen ein weißes Band um den Stamm gebunden, damit der Baumschulmitarbeiter später weiß, welche er ausgraben soll. Um die 14 Jahre sind diese Linden erst alt. Für ältere und seltene Exemplare muss ein Kunde schonmal einige Zehntausend Euro aufbringen.
"Perfekt, würde ich sagen."
Trotz der vielen Jahre, die die Mutter von drei Kindern inzwischen mit Bäumen arbeitet, hat Katharina von Ehren die Faszination für die grünen Riesen nie verloren. In ihrem eigenen Garten steht eine alte, knorrige Hainbuche, ihr Lieblingsbaum, weil er im Frühling so frisches, helles Grün und jetzt im Herbst ein leuchtendes Goldgelb trägt. Überhaupt, schwärmt sie, gewinnen Bäume mit jedem Lebensjahr an Schönheit und Charakter.
"Und darüber hinaus hat es natürlich was Beschützendes, was Ehrfurchtsvolles, ich finde schon, dass die respekteinflößend sind, allein schon durch ihre Größe und auch durch das Alter, was sie erreichen, insofern haben sie natürlich auch viel Geschichte zu erzählen."
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