Der gelbe Löwe – ein Stück Heimat
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Fans des portugiesischen Fußballclubs Sporting Lissabon gründeten vor fast 40 Jahren einen Vereinsableger in Hamburg. Ein Ortsbesuch auf einem der letzten Schotterplätze der Hansestadt.
Dichtes Grün hinter den Trainerbänken und dahinter ein kleiner Kanal mit Bootsanlegern, das ist der Oskar-Kesslau-Sportplatz des Sporting Clube de Hamburgo. Erst die Hochhäuser und die angrenzende Bahntrasse gegenüber erinnern daran, dass man sich hier mitten in der Zwei-Millionen-Stadt befindet. Auf einem der letzten Hamburger Schotter-Plätze, der mit dem kleinen Kabinentrakt und dem Verkaufswagen wie ein Geheimtipp anmutet. 1983 gründeten Fans von Sporting Clube de Portugal, in Deutschland als Sporting Lissabon bekannt, ihren Verein.
Alfredo Baptista war einer von ihnen und nahm damals Kontakt zu seinem Lieblingsclub auf: "Natürlich muss man die Genehmigung von Sporting Club Portugal holen. Wir haben dann Sporting Portugal Briefe geschrieben und darauf hingewiesen, dass wir eine Filiale von Sporting in Deutschland oder in Hamburg sein möchten. Und darauf hat Sporting Portugal uns dann entsprechend aufgenommen und uns die Freigabe erteilt, dass wir das Logo von Sporting Club Portugal tragen dürfen."
Folkloretänze, Livemusik, Events
Der gelbe Löwe auf grünweißem Untergrund sowie das grün und weiß gestreifte Trikot – das bedeutete ein Stück Portugal in der Hansestadt.
"Es gab nicht nur Fußball, wir haben Folkloretänze, Livemusik, Events veranstaltet. Wir haben Riesen-Turniere veranstaltet, wo dann portugiesische Spezialitäten und natürlich portugiesisches Bier dazukamen. Und wir haben uns auch mit dem Generalkonsulat in Hamburg zusammengetan und versucht, die portugiesische Kultur in Hamburg groß zu leben."
Bis zu zweitausend Besucher kamen in den ersten Jahren auf die Anlage, stärkten sonntags auch das Zusammengehörigkeitsgefühl der portugiesischen Gemeinde. Besuch aus Lissabon gab es gelegentlich auch.
"Es gab ja auch schöne Zeiten bei uns, wo uns die Leute vom Vorstand von Sporting Portugal besucht haben. Gerade bei großen Turnieren. Wir hatten Spieler hier bei uns, die uns auch besucht haben, um zu gucken, wie Sporting Club Hamburg ist. Ob es wirklich ein Verein ist, der das Logo von Sporting Club Portugal tragen darf."
Sporting hat 190 Filialvereine
Dies wieder einmal zu erleben, ist ein Ziel des kleinen Sporting Club Hamburg. Der ist übrigens einer von inzwischen knapp 190 sogenannten Filialvereinen, die es von Sporting Lissabon in aller Welt gibt.
Es sind aber nur noch etwa dreißig Mitglieder, die ihn umso engagierter am Leben erhalten wollen. Etwas mehr als zehntausend Portugiesen gibt es in der Stadt, doch für die in Deutschland geborene Generation ist das Land ihrer Eltern oftmals nur das Urlaubsland, der Sportplatz nicht mehr in dem Maße kultureller Ort.
Patrick Martins ist Spielertrainer der ersten Mannschaft in der Kreisliga und hat seine Kindheit quasi auf und neben dem Platz verbracht: "Wenn man sieht, wie früher das Interesse da war. Wie viele Leute am Rand standen, ob es bei Turnieren gewesen ist, bei irgendwelchen Festen. Und jetzt das Interesse halt einfach woanders liegt. Man muss die Menschen dafür gewinnen, hier noch Fußball zu spielen. Man hat dann reine Fußball-Liebhaber dabei, die dann aber ehrenamtlich oder drumherum nicht mehr so viel machen, wie man's früher vielleicht gemacht hat."
Auch Benfica-Fans kicken mit
Der Anfang 30-Jährige ist der Sohn des Präsidenten und somit auch Moderator zwischen dem Gestern und der Gegenwart:
"Wenn man einen Vater hat, der das noch anders kennt und mit dem Neuen dann umgehen muss, sucht der natürlich sehr viel Hilfe bei mir. Weil ich natürlich diese Generation verkörpere und auch an gewissen Schrauben arbeiten kann. Ich sage: 'Pass' mal auf, damit kriegst Du die Leute mehr, wenn Du es noch wie damals versuchst.' Für ihn ist es natürlich sehr schwer. Dementsprechend ist es wichtig, dass auch ich dabei bin und mich engagiere."
Nach wie vor ist Sporting Lissabon der Herzensverein, und sie unterstützen auch dessen Hand- oder Volleyballer, wenn die in Deutschland spielen. Doch allein mit Fans des aktuellen portugiesischen Meisters gäbe es den Sporting Club Hamburg wohl längst nicht mehr.
"Wir haben hier auch Benfica-Fans in der Mannschaft. Diese Rivalität wird vielleicht nach dem Training oder nach dem Spiel beim Bierchen ein bisschen lustig ausgelebt. Aber wir haben eine Multikulti-Truppe. Wir haben auch Deutsche da, wir haben im Laufe der Zeit auch Türken gehabt, auch aus Afrika Leute. Viele bringen dann einen Kumpel mal mit, der gerne Fußball spielt und Bock auf eine tolle Truppe hat. Dementsprechend hat sich das im Laufe der Jahre sehr multikulturell angepasst."