Provokanter russischer Liedermacher
Wladimir Wyssozki, der mit 42 Jahren 1980 in Moskau starb, war der wohl populärste russische Liedermacher, Dichter und Schauspieler. Er sang kritisch von Themen, die der Staat ignorierte, und durfte deswegen nicht auftreten. Ein Spielfilm zeigt nun die letzten fünf Tage seines Lebens.
Juli 1979. Der sowjetische Sänger und Schauspieler Wladimir Wyssozki ist schwer krank, drogenabhängig und müsste eigentlich ins Krankenhaus. Er aber will nach Paris, braucht einen neuen Pass und hat ein Konzert in Buchara in Usbekistan zugesagt. Dort haben ihm örtliche KGB-Agenten eine Falle gestellt. Mithilfe des dortigen Konzertveranstalters will man endlich Beweise sichern, dass Wyssozki illegal auftritt und den Sänger dann verhaften und anklagen. Das Problem ist nur, Wyssozki ist auch bei einigen, hohen kommunistischen Funktionären beliebt. Er soll sogar ein Jahr später, 1980, bei den Olympischen Spielen in Moskau auftreten. Das Konzert in einem Kulturhaus kann der schwer angeschlagene Wyssozki nicht beenden. Er entschuldigt sich bei seinem Publikum.
Über 10 Millionen Dollar hat der Spielfilm über Wyssozki gekostet, der kein klassisches Biopic geworden ist, sondern reißerisch, packend und mit viel Aufwand eher ein Krimi mit Anleihen von "Das Leben der Anderen" geworden ist. Für einen der Produzenten des Films, den Deutschen Michael Schlicht - einen ehemaligen DDR Diplomaten, der seit 20 Jahren in Moskau lebt und einer der einflussreichsten Verleiher und Produzenten in Russland wurde - ist dieser Doppelkinostart etwas ganz Besonderes. Er hofft auch, dass man sich in Deutschland für seinen Film interessiert:
"Es ist eher so, dass der Film in Russland - gestern war Premiere - offensichtlich ein Riesenerfolg wird. Wir rechnen noch mit vielleicht 35 Millionen Dollar Box-Office. Das ist gigantisch. Da er dort so groß ist, gehen wir davon aus, dass das auch rüber schwappt, zumindest in die russische Community außerhalb Russlands. Deshalb, auch damit die Piraten nicht wieder so viel Geld verdienen und wir gar nichts, haben wir den Start zusammengelegt mit dem russischen Start, aber immerhin 55 Kopien, in allen größeren Städten haben wir ein bis zwei Kopien. Wir glauben aber auch, dass er ein deutsches Publikum ansprechen kann. Deshalb haben wir ihn voll synchronisiert. Wir denken schon, dass wir auch ein bisschen Geld verdienen, und wenn wir kein Geld verdienen, haben wir zumindest ne gute Sache gemacht."
Nicht Allen wird dieser auf ein breites Publikum zugeschnittene Film gefallen. Die Musik Wyssozkis spielt nur eine untergeordnete Rolle und wer nicht viel über den Sänger, Schauspieler und Volkshelden Wyssozki weiß, wird auch nicht wie in Hollywoodbiografien üblich, an die Hand genommen und mit Informationen gefüttert. Durchaus störend wirken mitunter die Machart, die Überdramatisierung und der bombastische Soundtrack. Dennoch muss man diesen Film für das nehmen, was er ist. Bedenken, ein älteres Publikum vor den Kopf zu stoßen, dem Wyssozki noch viel bedeutete, hat Michael Schlicht nicht wirklich:
"Wir haben fünf Tage am Ende seines Lebens aufgenommen, die seine ganze Persönlichkeit widerspiegeln, seine ganze Widersprüchlichkeit. Ich hoffe, dass es uns gelungen ist, dieses ältere Publikum davon zu überzeugen, das ist unser Wolodja Wyssozki. Den finden wir gut, den haben wir geliebt. Die Hausfrauen von heute, die damals Mädchen waren, die haben den geliebt. Die Jungs wollten so sein wie er und das denke ich schon ist uns gelungen. Wir wollten eben auch keinen russischen Arthouse Film machen. Wir wollten einen Film machen, der wie ein großer, amerikanischer Hollywoodfilm aussieht. "
Das Drehbuch stammt vom Sohn des Künstlers Nikita Wyssozki, der aber keine Vater-Sohn-Auseinandersetzung geschrieben hat. Über das Privatleben von Wladimir Wyssozki erfährt man dann auch kaum etwas. Und natürlich stellt sich die Frage nach dem Verhältnis zwischen Fiktion und Realität bei dieser dramatischen Geschichte. Nikita Wyssozki:
"Alles stimmt. Dies ist ein künstlerischer Film und somit auch eine künstlerische Interpretation. Ich habe nichts hinzu erfunden. Aber niemand kann komplett authentisch und wahrheitsgetreu eine durchlebte Geschichte aufschreiben, auch nicht derjenige, der sie erlebt hat. Lange Zeit lag das Drehbuch unfertig herum und lebte nicht richtig. Dann erzählte mir ein Freund meines Vaters, wie man ihm eines Tages folgende Fragen stellte: "Wie können Sie über Häftlinge schreiben, wenn Sie nie im Gefängnis waren. Wie können Sie über Seemänner schreiben, wenn Sie nie auf hoher See waren und wie können Sie über den Krieg schreiben, wenn Sie nie gekämpft haben."
Und dann antwortete Wyssozki: "Alles, was man schreibt, ist 10% Wahrheit und die restlichen 90% sind nicht Lüge, sind nicht hinzuerfunden, aber einfach Fantasie. Man lässt seiner Fantasie freien Lauf und dann entstehen Geschichten. Als ich diese Anekdote über meinen Vater hörte, wusste ich, es ist richtig, wie ich das Drehbuch schreibe und dann ging es mit der Produktion des Filmes schneller voran."
Die deutsche Premiere bei der Eröffnung der Russischen Filmwoche war schon lange ausverkauft, aber ein Kritikerliebling wird "Wyssozki - Danke für mein Leben" nicht werden und leider ist auch die deutsche Fassung nicht wirklich gelungen. Da empfiehlt sich die russische Originalfassung mit deutschen Untertiteln, die auch in den Kinos zu sehen sein wird. Vor allem wegen der Schauspieler lohnt sich der mit 2 Stunden und 12 Minuten etwas lange, aber nie langweilige Film.
Die physische Ähnlichkeit zwischen dem echten Wyssozki und dem Schauspieler, der ihn auf der Leinwand verkörpert, ist so verblüffend, dass man das nur mit Hilfe von digitaler Nachbearbeitung erreichen konnte. Das große Geheimnis ist übrigens: wer nun Wyssozki spielt. Erst in drei Wochen wollen die Produzenten den Namen des Hauptdarstellers verraten. Das ist nicht nur ein Werbegag. Man wollte auch den Hauptdarsteller vor den Kritikern und Besserwissern schützen, die wohl behauptet hätten, es gebe nur einen Wladimir Wyssozki und zwar den Echten. Das wiederum hätte dem Film über Wyssozki geschadet, meinen sein Produzent und Drehbuchautor.
Über 10 Millionen Dollar hat der Spielfilm über Wyssozki gekostet, der kein klassisches Biopic geworden ist, sondern reißerisch, packend und mit viel Aufwand eher ein Krimi mit Anleihen von "Das Leben der Anderen" geworden ist. Für einen der Produzenten des Films, den Deutschen Michael Schlicht - einen ehemaligen DDR Diplomaten, der seit 20 Jahren in Moskau lebt und einer der einflussreichsten Verleiher und Produzenten in Russland wurde - ist dieser Doppelkinostart etwas ganz Besonderes. Er hofft auch, dass man sich in Deutschland für seinen Film interessiert:
"Es ist eher so, dass der Film in Russland - gestern war Premiere - offensichtlich ein Riesenerfolg wird. Wir rechnen noch mit vielleicht 35 Millionen Dollar Box-Office. Das ist gigantisch. Da er dort so groß ist, gehen wir davon aus, dass das auch rüber schwappt, zumindest in die russische Community außerhalb Russlands. Deshalb, auch damit die Piraten nicht wieder so viel Geld verdienen und wir gar nichts, haben wir den Start zusammengelegt mit dem russischen Start, aber immerhin 55 Kopien, in allen größeren Städten haben wir ein bis zwei Kopien. Wir glauben aber auch, dass er ein deutsches Publikum ansprechen kann. Deshalb haben wir ihn voll synchronisiert. Wir denken schon, dass wir auch ein bisschen Geld verdienen, und wenn wir kein Geld verdienen, haben wir zumindest ne gute Sache gemacht."
Nicht Allen wird dieser auf ein breites Publikum zugeschnittene Film gefallen. Die Musik Wyssozkis spielt nur eine untergeordnete Rolle und wer nicht viel über den Sänger, Schauspieler und Volkshelden Wyssozki weiß, wird auch nicht wie in Hollywoodbiografien üblich, an die Hand genommen und mit Informationen gefüttert. Durchaus störend wirken mitunter die Machart, die Überdramatisierung und der bombastische Soundtrack. Dennoch muss man diesen Film für das nehmen, was er ist. Bedenken, ein älteres Publikum vor den Kopf zu stoßen, dem Wyssozki noch viel bedeutete, hat Michael Schlicht nicht wirklich:
"Wir haben fünf Tage am Ende seines Lebens aufgenommen, die seine ganze Persönlichkeit widerspiegeln, seine ganze Widersprüchlichkeit. Ich hoffe, dass es uns gelungen ist, dieses ältere Publikum davon zu überzeugen, das ist unser Wolodja Wyssozki. Den finden wir gut, den haben wir geliebt. Die Hausfrauen von heute, die damals Mädchen waren, die haben den geliebt. Die Jungs wollten so sein wie er und das denke ich schon ist uns gelungen. Wir wollten eben auch keinen russischen Arthouse Film machen. Wir wollten einen Film machen, der wie ein großer, amerikanischer Hollywoodfilm aussieht. "
Das Drehbuch stammt vom Sohn des Künstlers Nikita Wyssozki, der aber keine Vater-Sohn-Auseinandersetzung geschrieben hat. Über das Privatleben von Wladimir Wyssozki erfährt man dann auch kaum etwas. Und natürlich stellt sich die Frage nach dem Verhältnis zwischen Fiktion und Realität bei dieser dramatischen Geschichte. Nikita Wyssozki:
"Alles stimmt. Dies ist ein künstlerischer Film und somit auch eine künstlerische Interpretation. Ich habe nichts hinzu erfunden. Aber niemand kann komplett authentisch und wahrheitsgetreu eine durchlebte Geschichte aufschreiben, auch nicht derjenige, der sie erlebt hat. Lange Zeit lag das Drehbuch unfertig herum und lebte nicht richtig. Dann erzählte mir ein Freund meines Vaters, wie man ihm eines Tages folgende Fragen stellte: "Wie können Sie über Häftlinge schreiben, wenn Sie nie im Gefängnis waren. Wie können Sie über Seemänner schreiben, wenn Sie nie auf hoher See waren und wie können Sie über den Krieg schreiben, wenn Sie nie gekämpft haben."
Und dann antwortete Wyssozki: "Alles, was man schreibt, ist 10% Wahrheit und die restlichen 90% sind nicht Lüge, sind nicht hinzuerfunden, aber einfach Fantasie. Man lässt seiner Fantasie freien Lauf und dann entstehen Geschichten. Als ich diese Anekdote über meinen Vater hörte, wusste ich, es ist richtig, wie ich das Drehbuch schreibe und dann ging es mit der Produktion des Filmes schneller voran."
Die deutsche Premiere bei der Eröffnung der Russischen Filmwoche war schon lange ausverkauft, aber ein Kritikerliebling wird "Wyssozki - Danke für mein Leben" nicht werden und leider ist auch die deutsche Fassung nicht wirklich gelungen. Da empfiehlt sich die russische Originalfassung mit deutschen Untertiteln, die auch in den Kinos zu sehen sein wird. Vor allem wegen der Schauspieler lohnt sich der mit 2 Stunden und 12 Minuten etwas lange, aber nie langweilige Film.
Die physische Ähnlichkeit zwischen dem echten Wyssozki und dem Schauspieler, der ihn auf der Leinwand verkörpert, ist so verblüffend, dass man das nur mit Hilfe von digitaler Nachbearbeitung erreichen konnte. Das große Geheimnis ist übrigens: wer nun Wyssozki spielt. Erst in drei Wochen wollen die Produzenten den Namen des Hauptdarstellers verraten. Das ist nicht nur ein Werbegag. Man wollte auch den Hauptdarsteller vor den Kritikern und Besserwissern schützen, die wohl behauptet hätten, es gebe nur einen Wladimir Wyssozki und zwar den Echten. Das wiederum hätte dem Film über Wyssozki geschadet, meinen sein Produzent und Drehbuchautor.