Barbara Abdeni Massaad: "Suppen für Syrien"
mit einem Vorwort von Rafik Schami
DuMont, Köln 2017
224 Seiten, 34 Euro
"Unsere Wirkung, leider Gottes, ist langfristig"
Rafik Schami zählt zu den Stammgästen der Frankfurter Buchmesse. Auf dem "Blauen Sofa" äußert er sich dazu, welche Aufgabe den Intellektuellen bei Konfliktlagen wie in seiner syrischen Heimat zukommt.
"Ein Land wird vergessen", äußerte sich Rafik Schami auf dem "Blauen Sofa" der Frankfurter Buchmesse über den Gewöhnungseffekt, was die Nachrichtenlage aus Syrien betrifft. Syrien werde "allein gelassen, mit seinem Kummer, seinen Opfern", sagte der seit den 1970er-Jahren im deutschen Exil lebende Schriftsteller. "Es ist ein wahnsinniger Krieg zurzeit, weil die IS-Verbrecher nicht so leicht aus dem Land zu kriegen sind." Und "zum Pech aller Syrer" sei ihr Heimatland "zur Arena des Kampfes" regionaler und internationaler Kräfte geworden.
"Aufklären. Solidarität Üben."
Doch was können Schriftsteller dagegen tun? Was ist die Aufgabe von Intellektuellen und gerade auch von im Exil lebenden Schriftstellern? Schami rät sich und seinen Kollegen zu Beharrlichkeit:
"Wir können nicht wie Journalisten recherchieren und schnell am Ort sein. Das sind die mutigen Journalistinnen und Journalisten, die diese Aufgabe übernehmen. Unsere Aufgabe (...) besteht darin, gegen das Unrecht laut zu sprechen. Für die Freiheit der Völker zu stehen. Nicht mit Wenn und Aber. Jedes Volk hat das Recht auf Freiheit, auf Würde, auf Unabhängigkeit. Alle diese drei sollen Heiligtümer werden. Das heißt: Aufklären. Solidarität Üben. Aber wir können nicht viel. Das ist die Illusion mancher meiner Kollegen. Wir können nicht viel aktuell und sofort verändern. Unsere Wirkung, leider Gottes, ist langfristig."