Retrospektive der Künstlerin Tove Jansson in London

"Es gab Zeiten, wo sie die Mumins umbringen wollte"

Die finnische Illustratorin Tove Jansson (1914 - 2001) 1992 in ihrem Atelier in Helsinki. Weltruhm erlangte sie durch ihre Mumin-Geschichten.
Die Illustratorin Tove Jansson (1914 - 2001) in ihrem Atelier in Helsinki 1992. Weltruhm erlangte sie durch ihre Mumin-Geschichten. © picture alliance / dpa / C.G. Hagström
Sointu Fritze im Gespräch mit Max Oppel |
Ihre Fabelwesen, die Mumins, sind ihre bekannteste Schöpfung, doch die finnische Künstlerin Tove Jansson hat auch Porträts und Landschaften geschaffen - dieser Teil ihres Lebenswerkes ist aber viel unbekannter. Die Kuratorin Sointu Fritze will auch ihn nun in London zeigen.
Tove Jansson ist eine der bekanntesten finnischen Künstlerinnen und eine der gefeiertsten Illustratorinnen des 20. Jahrhunderts. Weltruhm erlangte sie durch ihre Mumin-Geschichten, von ihr erfundene nilpferdartige Fabelwesen. Ihr restliches künstlerisches Schaffen ist dagegen weniger bekannt und vor allem weniger gezeigt. In der Ausstellung "Tove Jansson" in der Londoner Dulwich Picture Gallery sind nun auch Selbstporträts und surrealistische Bilder von Jansson (1914 – 2001) zu sehen.
Tove Jansson, finnische Künstlerin, mit ihren Mumin-Figuren im Jahr 1956.
Tove Jansson, finnische Künstlerin, mit ihren Mumin-Figuren im Jahr 1956.© dpa / picture-alliance / Lehtikuva Reino Loppinen
Die Kuratorin der Ausstellung, Sointu Fritze, beschreibt ihre Arbeit als Zeichnerin und Illustratorin als "sehr natürlich, wie atmen". Dagegen sei ihr Schaffen als Malerin ein ewiger Kampf gewesen:
"In den 30er-Jahren hatte sie eine surrealistische Phase, dann kam der Krieg und sie wurde zu einem Realisten, dann hatte sie eine abstrakte Phase Ende der 50er-, Anfang der 60er-Jahre. Die letzten Gemälde, die sie 1975 gemacht hat, waren dann eher wieder expressionistisch. Sie hat als Malerin ihre ganze Karriere über gesucht."

Ihr großes Vorbild war Matisse

Sointu Fritze beschreibt die Künstlerin, die mit einer Frau zusammenlebte, als unkonventionell und selbstbewusst. Schon vor dem Zweiten Weltkrieg sei sie als Pazifistin und Antifaschistin mit politischen Karikaturen hervorgetreten, die später auch Hitler und Stalin aufs Korn nahmen. Die Abenteuer der Mumins, die bei Kindern so beliebt waren, entstanden in den 40er-Jahren. Sie seien ihr größter Erfolg, aber auch ihr Dilemma gewesen, sagt Fritze:
"Die waren immer da und sie konnte die nie loswerden. Und sie hatte Phasen, wo sie am liebsten nur gemalt hätte. Andererseits hat sie ihre Mumins auch geliebt, aber es gab Zeiten, wo sie die echt gehasst hat und wirklich umbringen wollte."
(cosa)

"Tove Jansson (1914 - 2001)" ist bis zum 28. Januar 2018 in der Dulwich Picture Gallery in London zu sehen.

Mehr zum Thema