Vietnamesische Utopie in Berlin
Ein Sommermärchen über die Vietnamesen am Prenzlauer Berg hat die Autorin Karin Kalisa geschrieben. Ihre Faszination für diese "stille Community" in der Nachbarschaft ist in den Debütroman "Sungs Laden" eingeflossen.
Als sie von Hamburg nach Berlin zog, fand sich die Autorin Karin Kalisa plötzlich im Osten der Hauptstadt nicht etwa wie erwartet bei türkischen Gemüsehändlern wieder. "Berlin und türkische Läden, das schien für mich ganz eng zusammenzugehören, bis ich dann realisierte, du bist ja in den Osten Berlins gezogen", sagte sie im Deutschlandradio Kultur. "Hier ist alles ein bisschen anders, hier kauft man in den vietnamesischen Läden sein Gemüse und seine Blumen." Sie begann, sich mit den rund 20.000 Vietnamesen in Berlin zu beschäftigen, die schon zu DDR-Zeiten als Vertragsarbeiter angeworben wurden, aber damals eher abgeschottet in Wohnheimen lebten.
Ein kleiner Laden im Mittelpunkt des Romans
Inspiriert von ihrer unmittelbaren Nachbarschaft ist mit "Sungs Laden" Kalisas erster Roman entstanden, in dessen Mittelpunkt der Ladenbesitzer Herr Sung steht. Er ist eigentlich studierter Archäologe und seine Eltern kamen in die damalige DDR, bevor er geboren wurde. Sung betreibt am Prenzlauer Berg den Gemischtwarenladen seines Vaters weiter. Dort gibt es alles, was man für den Alltag braucht.
Utopisches Szenario
Die Faszination für diese "stille Community" in Berlin hat Kalisa zu ihrem Romandebüt inspiriert. Sie lebte in Bremerhaven, Hamburg, Tokio und Wien, bevor sie nach Berlin zog. Sowohl als Wissenschaftlerin als auch mit dem Blick einer Literatin forscht sie seit Jahren zu asiatischen Sprachen, philosophischen Denkfiguren und ethnologischen Beschreibungen. In dem Buch entwirft sie nun ein utopisches Szenario, bei dem schließlich Bambus-Brücken durch Berlin ziehen und überall vietnamesisch gekocht wird.