Sachbuchbestenliste Juni 2022

Braune Flecken in deutschen Unternehmerdynastien

07:34 Minuten
Von links nach rechts sind die Cover der  Bücher von David De Jong, "Braunes Erbe"; von Oded Galor, "Die Reise der Menschheit durch die Jahrtausende"; und von Peter Sloterdijk, "Wer noch kein Grau gedacht hat", zu sehen. Sie sind auf einen orange-weißen Hintergrund montiert.
Die besten Sachbücher des Monats: David de Jongs "Braunes Erbe", Oded Galors "The Journey of Humanity – Die Reise der Menschheit durch die Jahrtausende" und Peter Sloterdijks "Wer noch kein Grau gedacht hat". © Deutschlandradio / KiWi / dtv / Suhrkamp
Drei Neueinsteiger führen die Sachbuchbestenliste im Juni an: Ganz oben steht David de Jongs Werk über fünf große Unternehmerclans in der NS-Zeit. Außerdem dabei: zwei Reflexionen über den Generationenwechsel in der Politik.
  • 1
    Das Cover zeigt den NS-Propagandaminister Joseph Goebbels in einer Runde mit einer Frau und einem Jungen, der eine NS-Uniform trägt.
    David de Jong

    Braunes Erbe. Die dunkle Geschichte der reichsten deutschen Unternehmerdynastien

    Übersetzt von Jörn Pinnow und Michael Schickenberg

    Otto Wagener, Berater Hitlers, sagte einmal: „Sie wollen Geld verdienen, dreckiges Geld – dabei wissen sie nicht einmal, dass sie einem teuflischen Phantom nachjagen.“ Gemeint sind Unternehmer-Clans wie die Quandts, Porsche-Piëchs und Flicks. Detailliert zeigt Bloomberg-Reporter de Jong, wie sie von Rüstungsaufträgen und Zwangsarbeit profitierten. Eine Aufarbeitung habe nie stattgefunden, schreibt er. 78 Punkte

    496 Seiten

    28,00 Euro

    Kiepenheuer & Witsch

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  • 2
    Cover des Sachbuchs "Die Reise der Menschheit durch die Jahrtausende" von Oded Galor
    Oded Galor

    The Journey of Humanity. Die Reise der Menschheit durch die Jahrtausende. Über die Entstehung von Wohlstand und Ungleichheit

    Übersetzt von Bernhard Jendricke und Thomas Wollermann

    Warum ist der Wohlstand auf Erden so ungleich verteilt? Um diese Frage zu beantworten, wagt sich der israelische Ökonom Oded Galor an die große Geschichtsphilosophie. Er zeigt: Es sind jahrtausendealte Prägungen, die die heutige Ungleichheit bedingen. Eine Universaltheorie, die anders als bei Hegel, Spengler und Marx nie den Boden evidenzbasierter Wissenschaft verlässt. 48 Punkte

    384 Seiten

    26,00 Euro

    dtv

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  • 3
    Das Cover des Sachbuchs von Peter Sloterdijk, "Wer noch kein Grau gedacht hat. Eine Farbenlehre". Es zeigt eine Gebirgslandschaft in Grau mit grauen Wolken.
    Peter Sloterdijk

    Wer noch kein Grau gedacht hat. Eine Farbenlehre

    Grauer Himmel, grauer Beton: der Ruf der Farbe Grau ist kein guter. Für Paul Cézanne ist sie dagegen Reifeprüfung eines jeden Malers. Peter Sloterdijk hat sich zur Aufgabe gemacht, „grau zu denken“ – um so zum kompletten Philosophen aufzusteigen. Denn schon Hegel und Nietzsche erkannten den Wert der Farbe. Für Sloterdijk ist sie „der maßgebliche Farbwert der Gegenwart“. 37 Punkte

    286 Seiten

    28,00 Euro

    Suhrkamp

  • 4
    Auf dem Cover ist eine Satellitenaufnahme der Erde bei Nacht zu sehen.
    Dipesh Chakrabarty

    Das Klima der Geschichte im planetarischen Zeitalter

    Übersetzt von Christine Pries

    Die Geisteswissenschaften beschäftigen sich mit menschlichem Handeln – der Klimawandel wiederum ist Folge menschlichen Handelns. In Gesellschaftstheorien wurde er dennoch lange ausgeblendet. Nun, im Angesicht der Katastrophe, müsse neu gedacht werden, schreibt der Historiker Dipesh Chakrabarty. Seine Geschichtsphilosophie nimmt den Menschen aus „planetarischer“ Perspektive in den Blick. 36 Punkte

    443 Seiten

    32,00 Euro

    Suhrkamp

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  • 5
    Das Cover von Lea Ypi, "Frei. Erwachsenwerden am Ende der Geschichte". Auf dem Cover steht eine Rose in einer Dose auf einem Tisch. (Bildrechte Cover: Suhrkamp)
    Lea Ypi

    Frei. Erwachsenwerden am Ende der Geschichte

    „Ich habe mich nie gefragt, was Freiheit bedeutet, nicht bis zu dem Tag, als ich Stalin umarmte.“ So beginnt die Politologin Lea Ypi ihr Memoir. Sie ist elf, als das Regime in ihrer Heimat Albanien gestürzt wird. Im „Freiluftgefängnis“ unter Hoxha fühlt sie sich behütet, die Wende bringt Arbeitslosigkeit, macht dunkle Familiengeheimnisse sichtbar. Die kleine Lea fragt sich: Freiheit? Was ist das? 30 Punkte

    332 Seiten

    28,00 Euro

    Suhrkamp

  • 5
    Das Cover des Buchs „Die geheime Geschichte von Wonder Woman“ von Jill Lepore. Darauf steht der Name der Autorin und der Titel des Buches. Zudem ist im bunten Comicstil die Figur von Wonder Woman abgebildet.
    Jill Lepore

    Die geheime Geschichte von Wonder Woman

    Übersetzt von Werner Roller

    Die Superheldenwelt ist männerdominiert. Eine Ausnahme: Wonder Woman. Doch ist die Zeustochter nicht nur wegen ihrer Existenz eine Pionierin des Feminismus – das zeigt die US-Historikerin jill Leporte. Wonder Womans Schöpfer schuf sie nach Vorbild seiner beiden willensstarken Geliebten. Eine akribische Recherche, die die enge Beziehung zwischen Comic-Abenteuern und Frauenrechtsbewegung belegt. 30 Punkte

    525 Seiten

    29,95 Euro

    C.H. Beck

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  • 5
    Das Cover des Sachbuchs von Laurence C. Smith, "Weltgeschichte der Flüsse. Wie mächtige Ströme Reiche schufen, Kulturen zerstörten und unsere Zivilisation prägen". Es zeigt neben dem Titel "Weltgeschichte der Flüsse. Wie mächtige Ströme Reiche schufen, Kulturen zerstörten und unsere Zivilisation prägen" und dem Autorennamen eine Flussbiegung. Die Ufer sind zum Teil bewaldet. Das Buch ist auf der Sachbuchbestenliste von Deutschlandfunk Kultur, ZDF und "Die Zeit". (Bildrechte Cover: Siedler)
    Laurence C. Smith

    Weltgeschichte der Flüsse. Wie mächtige Ströme Reiche schufen, Kulturen zerstörten und unsere Zivilisation prägen

    Übersetzt von Jürgen Schröder

    Der Lauf der Zivilisation wird von Flüssen bestimmt: Auf ihnen wurden Grenzen überschritten, Handel getrieben, an den Ufern wuchsen Metropolen. In Zeiten des Klimawandels kommt den Flüssen nun eine schicksalhafte Bedeutung zu: Denn wo sie Leben spenden, sind sie auch imstande, solches zu nehmen. Ein umfassender Blick auf die Urgewalt des fließenden Wassers. 30 Punkte

    448 Seiten

    26,00 Euro

    Siedler

  • 8
    Das Cover des Sachbuchs von Nora Bossong, "Die Geschmeidigen. Meine Generation und der neue Ernst des Lebens". Der Name der Autorin und der Titel stehen auf einem rot-weißem Muster, das an Mauerwerk erinnert. Das Buch ist auf der Sachbuchbestenliste von Deutschlandfunk Kultur, ZDF und "Zeit".
    Nora Bossong

    Die Geschmeidigen. Meine Generation und der neue Ernst des Lebens

    Keine Boomer mehr, aber noch keine Millenials: Die Schriftstellerin Nora Bossong beschreibt den Seelenzustand ihrer Generation, der heute 40-Jährigen. Aufgewachsen mit der Gewissheit, dass alles gut wird, sehen sie sich nun mit einer Kaskade an Krisen konfrontiert. Die „Geschmeidigen“ sind leise und konsensorientiert – aber vielleicht gerade deshalb die besseren Krisenmanager? 29 Punkte

    240 Seiten

    19,99 Euro

    Ullstein

  • 9
    Das Cover des Sachbuches von Anna Sauerbrey, "Machtwechsel: Wie eine neue Politikergeneration das Land verändert". Das Cover zeigt neben dem Namen Anna Sauerbrey und dem Titel "Machtwechsel: Wie eine neue Politikergeneration das Land verändert" auf einem schmalen Streifen ein Foto, auf dem ein Blick von außen in einen Raum zu sehen ist, in dem rund zehn Menschen eine Sitzung abhalten. Das Buch ist auf der Sachbuchbestenliste von Deutschlandfunk Kultur, ZDF und "Die Zeit". (Bildrechte Cover: Rowohlt)
    Anna Sauerbrey

    Machtwechsel. Wie eine neue Politikergeneration das Land verändert

    Merkel, Altmaier, Kramp-Karrenbauer – mit dem Ende der Legislaturperiode trat eine ganze Politikergeneration ab. Auf Babyboomer folgte Generation X: scheinbar ideologiefrei, digital versiert, mit einer Vorliebe für weiße Sneakers – und offen für unkonventionelle Allianzen. Die "ZEIT"-Journalistin Anna Sauerbrey fragt sich: Was bedeutet das für die Demokratie? 28 Punkte

    320 Seiten

    22,00 Euro

    Rowohlt Berlin

  • 10
    Das Cover des Buches von Juliane Marie Schreiber, "Ich möchte lieber nicht. Eine Rebellion gegen den Terror des Positiven". (Bildrechte Cover: Piper)
    Juliane Marie Schreiber

    Ich möchte lieber nicht. Eine Rebellion gegen den Terror des Positiven

    Kalendersprüche, Ratgeber, Life-Coaches: Alle fordern uns auf, positiv zu denken, Niederlagen zu Chancen umzudeuten. Damit muss Schluss sein, schreibt die Journalistin Juliane Marie Schreiber. Politische Probleme würden so individualisiert, Veränderung unmöglich gemacht. Wut dagegen sei der Motor des Fortschritts. Denn: Wäre die Französische Revolution mit Hygge und Glückstee denkbar gewesen? 26 Punkte

    208 Seiten

    16,00 Euro

    Piper

Deutschlandfunk Kultur, ZDF und „Die Zeit“ präsentieren gemeinsam die stärksten Sachbücher des Monats. Gekürt werden die Titel von einer Jury aus 30 Kritikerinnen und Kritikern.

So funktioniert die Abstimmung:
Jedes Jurymitglied vergibt an vier Sachbücher je einmal 15, 10, 6 und 3 Punkte.

Die Jury der Sachbuch-Bestenliste:
René Aguigah (Deutschlandfunk Kultur)
Peter Arens (ZDF)
Susanne Billig (Deutschlandfunk Kultur)
Ralph Bollmann (FAS)
Stefan Brauburger (ZDF)
Alexander Cammann (DIE ZEIT)
Gregor Dotzauer (Der Tagesspiegel)
Heike Faller (DIE ZEIT)
Daniel Fiedler (ZDF)
Jenny Friedrich-Freksa (Kulturaustausch)
Manuel J. Hartung (ZEIT-Stiftung)
Thorsten Jantschek (Deutschlandfunk Kultur)
Kim Kindermann (Deutschlandfunk Kultur)
Inge Kutter (DIE ZEIT)
Hannah Lühmann (DIE WELT)
Ijoma Mangold (DIE ZEIT)
Susanne Mayer (DIE ZEIT)
Tania Martini (taz)
Catherine Newmark (Deutschlandfunk Kultur)
Jutta Person (freie Literaturkritikerin)
Bettina von Pfeil (ZDF)
Jens-Christian Rabe (Süddeutsche Zeitung)
Christian Rabhansl (Deutschlandfunk Kultur)
Anne Reidt (ZDF)
Anna Riek (ZDF)
Stephan Schlak (Zeitschrift für Ideengeschichte)
Hilal Sezgin (freie Autorin)
Catrin Stövesand (Deutschlandfunk)
Elisabeth von Thadden (DIE ZEIT)
Julia Voss (Leuphana Uni Lüneburg)