Eva Meijer: "Die Sprachen der Tiere"
Aus dem Englischen übersetzt von Christian Welzbacher; Matthes & Seitz, 167 Seiten, 28 Euro
Drei Bücher auf Platz 1
Das Verhältnis von Tieren und Menschen grundsätzlich neu zu überdenken, diesen Anstoß gibt die Philosophin Eva Meijer. Sie hat es mit "Die Sprachen der Tiere" auf Platz eins der Sachbuchbestenliste geschafft – neben zwei weiteren Autoren.
Jeweils 40 Punkte vergaben die Jurymitglieder an gleich drei beste Sachbuchtitel im Juni. "Es handelt sich um 30 Jurorinnen und Juroren, die sehr unterschiedliche Sachen lesen, gleichzeitig lesen und man weiß nicht immer, was die anderen 29 lesen", sagte unser Literaturkritiker und Jurymitglied René Aguigah im Deutschlandfunk Kultur. Deshalb könne es vorkommen, dass die Punkte, die man anhäufe bei mehreren Büchern gleichzeitig landeten. "Was man daran ablesen kann, ist so eine breite, inhaltliche, thematische Spreizung." Es seien drei sehr unterschiedliche Bücher auf dem ersten Platz gelandet.
Vielfalt der Themen
Die Philosophin Eva Meijer habe mit "Die Sprachen der Tiere" ein Buch geschrieben, in dem sie untersuche, wie verschiedene Tiere auf vielfältige Weise kommunizierten. "Ein Effekt dieses Buches ist, dass man neu über das Verhältnis zwischen Tieren und Menschen überhaupt nachdenkt", sagte Aguigah.
Der britische Historiker Mark Mazower ist der Verfasser des zweiten Buches "Was du nicht erzählt hast". Nachdem er am Sterbebett seines Vaters gesessen hatte, sei Mazower klar geworden, wie wenig er eigentlich über Herkunft und Familiengeschichte des Vaters gewusst habe. "Er ist dieser Geschichte hinterhergestiegen", sagte Aguigah. Sie beginne im vorrevolutionären, zaristischen Russland und führe durch halb Osteuropa bis nach Oxford, wo die Familie dann Wurzeln schlug. "Man bekommt in diesem Buch eben eine so subjektive, wie vielfältige Geschichte Europas des 20. Jahrhunderts", lobte Aguigah das Werk.
"Für meine Begriffe fällt ein bisschen raus oder ist auffällig, das Buch von Siri Hustvedt, weil mir die jedenfalls zunächst einmal als literarische Autorin bekannt ist", sagte der Literaturredakteur. Siri Hustvedts Essay "Illusion der Gewissheit" thematisiere die Fragen von Leib und Seele. Das Buch richte sich gegen die Neurowissenschaften und die Forschung über Künstliche Intelligenz. Die Autorin stelle darin deren alleinigen Zugriff auf die Definitionsmacht dessen, was der Mensch sein soll, in Frage. Es gebe in dem Buch viel Gelehrsamkeit und philosophische, literarische und historische Quellen. "Das wird auf eine sehr eigene, ich würde sagen, schon künstlerische Weise am Ende miteinander verwoben", sagte Aguigah.
Deutschlandfunk Kultur, ZDF und "Die Zeit" präsentieren gemeinsam die stärksten Sachbücher des Monats. Gekürt werden die Titel von einer Jury aus 30 Kritikerinnen und Kritikern.
Mark Mazower: "Was du nicht erzählt hast"
Aus dem Englischen übersetzt von Ulrike Bischoff, Suhrkamp, 371 Seiten, 26 Euro
Siri Hustvedt: "Die Illusion der Gewissheit"
Aus dem Englischen von Bettina Seifried, Rowohlt, 416 Seiten, 24 Euro