Der neue Chef kocht selbst
Bei Dvořaks h-Moll-Cellokonzert – dem wohl häufigst gespielten weltweit – und der "Zweiten" von Brahms darf sich der regelmäßige Klassik-Hörer sozusagen in der guten Stube fühlen: man weiß, was man hat – und genießt es.
Und warum auch nicht beim letzten Konzert vor dem Einläuten der Saisonpause und nach einer innovativen Saison mit vielen Entdeckungen? Die Musikwelt lässt auch zu, sich einfach einmal sommerfreundlich im Vertrauten zurückzulehnen. Außerdem ist man mit Werken wie den beiden genannten nie fertig: jede neue Aufführung und Hörbegegnung kann weitere Nuancen und frische Entdeckungen bringen – weswegen ja auch Interpreten, die sie schon öfter auf den Pulten hatten, immer wieder gern zugreifen.
Für einen Orchesterchef ist es vielleicht sogar doppelt wichtig, sich nicht nur im Feld der programmatischen Innovationen, sondern auch im Standardrepertoire zu tummeln – denn dort erfährt man am meisten vom aktuellen Status und den Befindlichkeiten eines Ensembles und weiß dann auch, in welche Richtung vielleicht weiterzuarbeiten ist. Insofern hat Vladimir Jurowski bestimmt nichts falsch geplant bei diesem Konzert – dem letzten als Gast, bevor er mit der neuen Saison im besten Dirigieralter von Mitte 40 zum Chefdirigenten des Berliner Rundfunk-Sinfonieorchesters aufrückt. Die amerikanische Cello-Solistin Alisa Weilerstein wiederum hat, wie viele andere Künstler, ihren Lebensmittelpunkt für die Touren rund um den Erdball erst einmal in Berlin gefunden – was, wenn es gut geht, darauf hindeuten könnte, dass die Konstellation Jurowski/ Weilerstein vielleicht nicht zum letzten Mal in den Programmen erscheinen muss…
Antonín Dvořak
Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 2 h-Moll op. 104
Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 2 h-Moll op. 104
Johannes Brahms
Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 73
Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 73
Alisa Weilerstein, Violoncello
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Leitung: Vladimir Jurowski
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Leitung: Vladimir Jurowski