"Ich bin sicher lustiger als Dostojewski"
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"Ich habe mich nie als religiöser Schriftsteller verstanden", sagt Salman Rushdie. Um sich auf seinen neuen Roman vorzubereiten, hat er viele Klassiker gelesen. "Golden House" begleitet eine Familie in New York. Der Patriarch ähnelt in einigen Punkten Donald Trump.
Salman Rushdie hatte mit seinem 1988 erschienenen Roman "Satanische Verse" Proteste in der islamischen Welt ausgelöst. Der iranische Revolutionsführer Khomeini hatte sogar einen Mordaufruf (Fatwa) über ihn verhängt. Die "Satanische Verse" seien damals sein fünftes Buch gewesen, "Golden House" aber sei bereits sein 18. Werk, betont Salman Rushdie auf dem Blauen Sofa. Mit Romanen von Henry James, Stendhal oder Dostojewski habe er sich auf das Schreiben dieses Buches vorbereitet, das realistischer werden sollte als seine Vorgänger-Bücher.
"Dieses Buch ist ein Versuch, die amerikanische Realität zu betrachten", erklärt der britisch-indische Schriftsteller. Der Held, der sich Nero Golden nennt, kommt wie Rushdie aus Bombay. Er hat eine mafiöse Vergangenheit unter anderen in der Bauindustrie. Seine Frau kam bei den Anschlägen 2008 auf das Hotel Taj Mahal in Mumbai (früher Bombay) ums Leben. Er wandert mit seinen drei Söhnen nach New York City aus und erfindet sich neu.
Animalische Hauptfigur
Als Figur ist er vulgär, laut und animalisch. Diese Familie denke von sich, "dass sie größer ist als das Leben", erklärt Rushdie. Er fügt aber hinzu: "Ich habe mir eine viel interessantere Figur vorgestellt als Donald Trump." Die einzige Gemeinsamkeit sei, dass er wie Trump im Immobiliengeschäft gearbeitet und eine osteuropäische Frau hat, die er wie eine Trophäe gewonnen hat.
Der funkelnde Roman mit Thriller-Elementen arbeitet mit Schurken, Märchenfiguren und vielen Unwahrscheinlichkeiten – und überbietet dabei die Realität.
Herr Trump - dann kündigen Sie doch!
Donald Trump hat nach Meinung von Salman Rushdie nicht damit gerechnet, wirklich Präsident der USA zu werden. Er habe nur seine Marke stärken wollen und beschwere sich jetzt darüber, wie viel er arbeiten muss. Ich würde ihm sagen: "Okay – dann kündigen Sie doch!"