Sarah Wieners Speisekammer

Bienen brauchen Blüten zum Überleben

Eine Biene sammelt Pollen auf einer Blüte.
Eine Biene sammelt Pollen auf einer Blüte. © picture alliance / Sven Hoppe/dpa
Von Sarah Wiener |
Unsere Landschaft ist zu grün für Bienen, davon ist Sarah Wiener, eine der bekanntesten Köchinnen in Deutschland, überzeugt. In der ersten Folge unserer neuen Rubrik "Besser essen" erklärt die Nachhaltigkeits-Verfechterin, welche weiteren Probleme wir Menschen den Bienen bereiten.

Wie überstehen Bienen den Winter?

Sarah Wiener: "Die Biene zieht sich in eine sogenannte Wintertraube zusammen, das heißt, in der Mitte steckt die Königin, da hat es 25 Grad und außen gruppieren sich alle Bienen um die Königin herum und schlagen mit den Flügeln, um den ganzen Bienenstock aufzuheizen.
Die Biene wandert im Bienenstock Zentimeter um Zentimeter den Honig entlang, den sie im Sommer eingewabt hat, sozusagen, um dann durch den Winter zu kommen. Das heißt: Erst werden die ganz äußeren Bienen gefüttert, es wird durchgereicht, selbst wenn man Hunger hat, und dann erst essen die inneren Bienen.
Und wenn man die Bienen verhungern lässt, sieht man, dass sie alle zur gleichen Zeit sterben. Da gibt es also ein gerechtes 'Essteilhaben', dass jeder gleich viel bekommt oder gleich wenig und dann das gesamte Bienenvolk innerhalb von zwanzig Minuten stirbt."

Welche Gefahren lauern auf Bienen?

Sarah Wiener: "Die Biene ist jetzt ein großes Thema in aller Munde und jeder sagt: Es gibt das große Bienensterben. Dabei ist die Biene nur die schöne, hübsche Verwandte von unzähligen hunderten Wildbienenarten, die tatsächlich vom Aussterben bedroht sind. Über die Hälfte stehen auf der roten Liste und sind schon ausgestorben oder stehen kurz vor dem Aussterben.
Pestizide und Antibiotika im Obstanbau sind ein sehr großes Problem für die Bienen. Diese gehen auf die Obstbäume, auf die Pollen und tragen das Antibiotikum in den Honig mit ein. Das ist nachweisbar. Aber auch die ganzen Pestizide, die Neonicotinoide, die Bienen mit dem gebeizten Samenkorn mit aufnehmen, das im Blatt, in der Wurzel, im Stamm und in der Blüte ist, beeinträchtigt das Nervensystem der Biene. Sie verfliegt sich und findet nicht mehr zurück oder ist so langsam, dass sie nicht mehr überleben kann.
Ein großes Problem ist, dass die Biene halb verhungert in der grünen Landwirtschaftswüste. Bienen brauchen Blüten, Blumen, Farbe, um Honig und Pollen einzutragen, um das Überleben des Volkes zu gewährleisten.
Ein sehr großes Problem bei der Imkerei ist die Varroa-Milbe. Das ist ein Parasit, der in die Brut hineingeht, in die Made der Biene, in die Nachkommen, und dort der Bienenlarve oder den Bienen Blut aussaugt. Die europäische Biene kann sich dagegen nicht wehren und wird verstümmelt. Ein ganzes Volk kann da sehr schnell zu Grunde gehen."

Warum sind Styroporkästen schlechte Bienenhäuser?

Sarah Wiener: "Wenn man an die Imkerei denkt, dann denkt man an ein Bienenhaus, eine sogenannte Beute, und an Imker, die alle ihre Bienen gleich behandeln. So ist das aber nicht. Selbst in der Imkerei gibt es riesige Unterschiede:
Von Styroporkisten, die ein Giftgehäuse für Bienen mit ihren feinen Antennen sind bis zu Naturwabenbau, wo die Bienen ihre eigenen Waben bauen dürfen, gibt es alle möglichen Abstufungen. Von der Zeidelei, das ist ein Imkern in lebendigen Bäumen bis zu eben 50 Styroporkisten, die auf nacktem Beton ungeschützt in der Sonne stehen, gibt es alle möglichen Varianten und auch alle möglichen Behandlungen der Bienen."

Und Ihr Rezept-Tipp?
"Ich bin ein großer Honig-Fan und ich mag jede verschiedene Art von Honig. Probieren Sie mal die verschiedenen Sorten aus, Sie werden sich wundern, wie unterschiedlich sie schmecken. Was ich besonders mag: Reife Bananen, die man noch übrig hat, aufschneiden, vierteln, mit ein bisschen Butter in eine Pfanne schmeißen, mit Honig übergießen, einen Schluck Sahne und Rotwein dazu - Guten Appetit! Und wenn sie es verfeinern möchten, dann geben Sie noch Kardamom und Zimt dazu."

Sarah Wiener
Sarah Wiener© Copyright: Christian Kaufmann
Sarah Wiener ist eine österreichische (Fernseh-)Köchin und engagiert sich für Nachhaltigkeit. Sie tritt für den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen ein sowie für ein ethisch-ökologisches Ernährungsbewusstsein in unserer Gesellschaft.
Sie verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Wien und lernte das Kochhandwerk Ende der 70er Jahre in den Künstlerrestaurants ihres Vaters in Berlin. Inzwischen führt Sarah Wiener ein erfolgreiches Catering-Unternehmen, ein Restaurant mit ausschließlich regionalen Zulieferern, eine Bio-Holzofenbäckerei und hat sich im Jahr 2015 - um den Kreislauf vom Acker auf den Teller zu schließen – einen Jugendtraum erfüllt und ist gemeinsam mit Partnern auf dem uckermärkischen Gut Kerkow im Norden von Berlin unter die Bauern gegangen.
Neben ihrer unternehmerischen Tätigkeit engagiert sich die Köchin auf vielen Gebieten. Sie ist Beirätin von Cradle 2 Cradle und Botschafterin für biologische Vielfalt. Außerdem arbeitet sie mit ihrer Stiftung daran, Kinder für gute Ernährung zu begeistern. Mit "Ich kann kochen" hat die Sarah Wiener Stiftung 2016 Deutschlands größte praktische Ernährungsinitiative gestartet.
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