Stiftung: "Wir sind zwiegespalten"
Das Künstlerkollektiv "Rocco und seine Brüder" hat "Wehrmachtsstolpersteine" vor der AfD-Zentrale verlegt - als Kritik an den Äußerungen von Alexander Gauland zur Rolle der Wehrmacht. Man begrüße die Kritik an der AfD, sagt die Stolpersteinstiftung, dennoch "stößt diese Aktion ein bisschen auf".
Die Guerillakunstgruppe "Rocco und seine Brüder" pflanzte vor der Berliner AfD-Zentrale Stolpersteine ins Pflaster, die an die Verbrechen deutscher Soldaten erinnern sollen. Unter anderem weil AfD-Parteichef Gauland gesagt hatte, als Deutscher habe man das Recht, auf die Leistungen deutscher Soldaten in zwei Weltkriegen stolz zu sein.
Auf den "Wehrmachtsstolpersteinen" der Guerillakünstler wurde unter anderem an das Massaker im griechischen Kefalonia erinnert. Dort hatten 1943 deutsche Wehrmachtssoldaten 5200 gefangene Italiener erschossen, die sich zuvor ergeben hatten.
Die Stolpersteinidee aber war eine andere: Vor 25 Jahren entworfen vom Künstler Gunter Demnig sollen sie an die Opfer des Naziregimes erinnern und nicht an die Täter. Was sagt die Stolpersteinstiftung zu den Nachahmern?
"Wir sind zwiegespalten", erklärt Anna Warda im Deutschlandfunk Kultur. "Auf der einen Seite stößt diese Aktion ein bisschen auf. Auf der anderen Seite begrüßen wir natürlich die Kritik an der AfD-Einstellung zur Erinnerungspolitik."
Schwierig zu vermitteln
Man müsse nun den Opfern oder den Angehörigen der Opfer erklären, weshalb hier nun plötzlich Stolpersteine aufgetaucht seien, auf denen "etwas von Verbrechern und der Wehrmacht" stehe. Das sei schwierig zu vermitteln, vor allem bei denjenigen, die außerhalb von Deutschland leben und die aktuellen Entwicklungen hierzulande nicht im Detail verfolgen würden, betont Warda. Sie habe mittlerweile Rücksprache gehalten mit Gunter Demnig. Auch er sei ein wenig irritiert gewesen. Die Stiftung bereite jedoch eine Erklärung vor, die in Kürze über die Social-Media-Kanäle verbreitet werden würde.
Den Eindruck, dass die Stolpersteine zunehmend auf Kritik stoßen, wollte Warda nicht bestätigen. Zwar gäbe es Diebstähle wie die der 16 Stolpersteine in Berlin-Neukölln, die Zahl der abhanden gekommenen Steine sei aber "eigentlich verschwindend gering". Mittlerweile habe die Stiftung rund 65.000 Steine verlegt und in in diesem Jahr seien weniger als 50 Steine verschwunden.