Satirisches Seifenoper-Projekt

Intrigen für das deutsch-türkische Verhältnis

In einer Szene der fiktiven türkischen Seifenoper "Kanal 82" ist auf einem Fernsehbildschirm eine Frau zu sehen, die in die Kamera spricht, es ist eine Telefonnummer eingeblendet.
Szene aus der fiktiven türkischen Seifenoper "Kanal 82" © Webserie "Kanal 82"
Zeynep Tuna und Nino Klingler im Gespräch mit Christine Watty |
"Kanal 82" ist ein türkischer Lokalsender, der durch eine Liveübertragung in die Bredouille gerät - und eine rein fiktive Sache. Die Künstler Zeynep Tuna und Nico Klingler arbeiten mit "Kanal 82" an einer satirischen Telenovela, die deutsch-türkische Differenzen thematisiert - und überwindet.
Die Storyline des Webserien-Projekts von Zeynep Tuna und Nino Klingler liest sich wie folgt: Das Programm des türkischen Lokalsenders "Kanal 82" funktioniert nach dem Prinzip "Wir machen einfach mal Fernsehen". Von selbst gebastelten Werbespots bis zur Beratungsshow ist alles dabei, was man so mag, wenn man auf leichtere Unterhaltung steht. Eines Tages aber wird das Laien-Team auf eine harte Probe gestellt – durch ein "entsetzliches" Ereignis - die Live-Übertragung einer Rede des Präsidenten, der etwas Verfängliches sagt.
Der Kanal und seine Geschichte sind rein fiktiv. Entstanden ist das Projekt an der Universität der Künste in Berlin. Nun wird während einer Ausstellung im Haus der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin die Pilotfolge der Serie gezeigt.
Sie habe schon lange die visuelle Kultur der Türkei in einem Projekt zeigen und verständlich machen wollen, sagt Zeynep Tuna. Gemeinsam mit Nino Klingler entwickelte sie dann die Idee, eine Serie über einen Lokalfernsehsender in der Türkei zu machen, bei dem nur Frauen arbeiten. Damit könne man sich etwa Genderthemen oder der Medienzensur in der Türkei widmen.

Differenzen thematisieren und abbauen

Bislang gebe es die Pilotfolge, erklärt Nino Klingler. Alles Geld, das sie von der Universität bekommen hätten, sei in diese erste Folge geflossen. Jetzt seien sie auf der Suche nach einer Förderung. Die Serie ist auf Türkisch und soll mit deutschen, englischen und möglicherweise auch französischen Untertiteln versehen werden. Gedreht wird in Deutschland. "Sie kritisiert sicherlich die politische Kultur in der Türkei", sagt Klinger über die geplante Telenovela. Deshalb sei es schwierig, sie in der Türkei zu drehen. Die Pilotfolge soll bald online gestellt werden - auch in der Hoffnung, damit potenzielle Geldgeber zu überzeugen; eventuell komme auch Crowdfunding in Frage.
Sämtliche Grundthemen von Telenovelas wie Liebe, Leidenschaft, Intrigen oder Mord seien in der Pilotfolge noch nicht untergekommen. Bislang gebe es vor allem Intrigen, was auch noch ausgebaut werden soll. Bei türkischen Telenovelas habe es ihn fasziniert, erzählt Klingler, wie oft dort belauscht und heimlich überwacht werde. Das soll in "Kanal 82" ebenfalls reichlich zum Einsatz kommen: "Dass zwischen den Figuren in unserer Serie das Misstrauen zirkuliert, dass sie sich nicht über den Weg trauen."
Mit der Serie wollen sie einen Beitrag leisten zur Verständigung zwischen der Türkei und Europa, sagt Klingler. Momentan würden viele Diskussionen geführt um die türkische Community in Europa und in Deutschland und deren Loyalitäten. "Wir wollen mit der Serie auch einen Vorschlag machen, wie man über Comedy, über Komödie, auch Differenzen thematisieren kann und sie gleichzeitig auch ein bisschen abbauen."

Die Ausstellung "Narphatos: Moments from Turkey" ist noch bis 26. Oktober 2017 zu sehen im Haus der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin.

Trailer zum Webserien-Projekt "Kanal 82" auf Youtube

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