Sibylle Bergs Stück "Wonderland Ave." wird am heutigen Freitag im Schauspiel Köln uraufgeführt. Beginn: 19 Uhr.
"Ich habe eher Freude an Untergängen"
Geschlossene Einrichtungen, in denen Menschen sich von künstlicher Intelligenz den Tagesablauf vorschreiben lassen: Diese Dystopie entwickelt Sibylle Berg in ihrem neuen Theaterstück "Wonderland Ave." Frage an die Autorin: Kommt es wirklich so schlimm?
Sibylle Berg macht sich mit Aktivisten gegen Überwachung stark, wie sie erzählt: "Wir kämpfen da aber recht auf verlorenem Posten, weil der Wille, sich nicht zu informieren, ist sehr, sehr groß." Das sehe man daran, dass sich "trotz aller Schauerberichte" Menschen "diese Alexas" ins Wohnzimmer stellten. Man wisse auch, dass ein Mobiltelefon nichts anderes als ein Ortungs- oder Dauerabhörgerät sei.
Auf diese Entwicklung könne man ergeben reagieren - und mit dem Versuch, sich zu wehren. Dieser könne allerdings "grandios scheitern", wie die Autorin meint, "weil wir zu wenige sind und die Welt zu groß und die Interessen, alles zu digitalisieren und die Bürger zu überwachen, sind sehr, sehr gewichtig und fast nicht zu bekämpfen".
Vieles lassen die Menschen einfach geschehen
"Bis auf wenige Revolutionen in der Menschheitsgeschichte haben die Menschen ja viel einfach auch geschehen lassen", so Berg. "Man weiß gar nicht, ob das jetzt schlimm ist, ob es was ändern würde, wenn wir jetzt alle wahnsinnig Verschlüsselung anwenden und einfach gucken, dass wir keine smarten Geräte verwenden, die Wohnung nicht smart regulieren."
Aus Sicht Bergs bleiben drei Möglichkeiten: Die Erde kollabiere sowieso oder die Menschen fühlten sich ganz wohl "mit unserem überwachten System, wo man Punkte für gutes Verhalten bekommt". Oder: "dass wir wirklich mit offenen Augen in eine vollkommene Überwachsungsdiktatur marschieren". Berg bekennt: "Ich habe eher Freude an Untergängen." Dann bewege sich wenigstens irgendetwas im Kopf. (bth)