Attacke gegen das Mittelmaß
Frustriert und dekadent – der Protagonist in "Selbstverfickung"hat für die Filmbranche nur noch Hohn und Hass übrig. Seinen Frust bewältigt er mit Konsum und Puffbesuchen. Oskar Roehlers Roman ist eine radikale Abrechnung mit dem Kulturbetrieb.
"Ich bin ein rassistisches, reaktionäres Schwein." Das sagt der Protagonist über sich selbst in Oskar Roehlers neuem Buch "Selbstverfickung". Als Regisseur hat Gregor Samsa es zu Ruhm und Geld gebracht, das er nun in Konsumtempeln und Puffs verprasst. Doch für den Kulturbetrieb empfindet er mittlerweile nur noch abgrundtiefen Hass.
Das Buch trage keine autobiografischen Züge, betont Oskar Roehler im Deutschlandfunk Kultur. "Das ist eine Satire." Er habe lediglich mit einer genussvollen Lust einen geistigen Abgrund beschreiben wollen. Der Held sei ein Enttäuschter, kein Ideologe.
Gregor Samsa sei "im Grunde ein Opfer der Gesellschaft". Hinter der Fassade von Geld und Erfolg sei ein Doppelleben entstanden. "Die Fassade steht noch, aber er hat sich von vielen Dingen heimlich durch den Hinterausgang verabschiedet." Im Grunde sei sein Held "ein sehr, sehr schwacher Charakter".
"Getarnte Kulturkritik"
Roehler bezeichnete seinen Roman als "getarnte Kulturkritik". Die Branche werde dominiert von Mittelmäßigkeit. Wirklich Großes könne sich in dieser durchsubventionierten Gesellschaft nicht durchsetzen. Das Buch sei nicht als Provokation gemeint, ihn störe aber diese unglaubliche Selbstgefälligkeit, sagte der Autor, Regisseur und Drehbuchautor.
"Es geht einfach darum, ein Vergnügen daran zu haben, sich daran zu weiden und zu laben, die Schwächen der Gesellschaft auseinanderzunehmen oder die Schwächen der Leute, die im Kulturbetrieb tätig sind."