Die Elite im Land ist westdeutsch
Ostdeutsche sind in den Führungspositionen im Land unterrepräsentiert, das ist das Ergebnis einer Studie der "Deutschen Gesellschaft". Ist das eine Spätfolge der Wendezeit? Oder tatsächlich Ausdruck von kultureller Hegemonie?
Ob Wirtschaft, Verwaltung oder Justiz - auf den Chefsesseln im Land sitzen meistens Westdeutsche, auch in den neuen Bundesländern. Das belegt eine sozialwissenschaftliche Studie der Deutschen Gesellschaft. Ostdeutsche seien in den Führungspositionenen dagegen "deutlich geringer" vertreten, sagt der Sozialwissenschaftler Lars Vogel, der das Papier mitverfasst hat. Lediglich in der Politik seien Ostdeutsche ihrem Bevölkerungsanteil weitgehend entsprechend vertreten.
Personaltransfer nach Wende
Von einer Dominanz der Westdeutschen wollte Vogel allerdings nicht sprechen: "In unserer Studie ging es nicht um kulturelle Hegemonie, sondern es ging erst einmal um die personelle Unterrepräsentation. Das ist eine ganz wichtige Unterscheidung." Für die zahlenmäßige Überlegenheit der Westdeutschen gebe es auch "ganz schlichte Ursachen". Nach der Wende habe es für viele Spitzenjobs kein Personal gegeben: "Da hat man sich mit einem Personaltransfer aus Westdeutschland beholfen. Das hat natürlich Nachwirkungen gehabt - aber das ist nicht unbedingt ein Ausdruck westlicher Kulturhegemonie."
Elitezugehörigkeit oft stärker als Herkunftsgefühl
Das Bild einer westdeutschen Dominanz sei auch deshalb nicht zutreffend, weil Personen, die in Führungspositionen kommen, sich schnell die Gepflogenheiten des Milieus aneigneten. "Was wir auch sehen ist, dass Personen, die in diese Positionen gelangen, sich sehr schnell anpassen und sich von ihrer ursprünglichen Bevölkerungsgruppe zumeist sehr stark unterscheiden." Das heiße, "ob es wirklich so ist, dass ein geringerer Anteil von Ostdeutschen diese westdeutsche Hegemonie - wahrgenommene westdeutsche Hegemonie - stützt, ist noch nicht unbedingt ausgemacht."