Stefan Gosepath ist ein deutscher Philosoph und Universitätsprofessor am Institut für Philosophie der Freien Universität Berlin. Forschungsschwerpunkte Gosepaths sind lokale, globale und angewandte Gerechtigkeit, Gleichheit, Menschenrechte, Verantwortung, Demokratie, Theorien der Vernunft und Rationalität, Moralphilosophie, Ethik und Handlungstheorie.
Schäubles Milliarden? Unsere Milliarden?
Was tun mit dem Steuerplus von 55 Milliarden? Thema heute in "Studio 9" mit dem Philosophen Stefan Gosepath. Außerdem geht es um die Biennale in Venedig - und um die Forderung der Bildungsministerin nach einer Debatte um künstliche Intelligenz.
Bundesforschungsministerin Johanna Wanka (CDU) fordert eine ethische Debatte über Risiken der künstlichen Intelligenz. "Wenn künstliche Intelligenz nun den nächsten Wahn, ja den Zwang zur Selbstoptimierung bringt, dann müssen wir etwas dagegen unternehmen. Solche ethischen Fragen müssen diskutiert werden", sagte Wanka der Zeitung "Die Welt". Der beste Ort dafür seien die Hochschulen. "Und ich bin enttäuscht, dass das noch zu wenig geschieht und sie nicht ausreichend in die Gesellschaft ausstrahlen."
Diese Wahrnehmung der Ministerin sei ernst zu nehmen, so kommentiert Gosepath diese Aussage im Deutschlandfunk Kultur. Im Hochschulbereich gebe es zwar bereits kompetente Beiträge zu Fragen der Künstlichen Intelligenz. Es sei der Wissenschaft aber offenbar noch nicht gelungen, mögliche Lösungen ausreichend in die Öffentlichkeit hinein zu kommunizieren.
Bei der künstlichen Intelligenz handele sich um eine komplizierte Materie, für deren Vermittlung eine "didaktische Reduktion" notwendig sei, sagt Gosepath. Er verwies beispielsweise auf das Thema der selbstfahrenden Autos, das mit bestimmten Ängsten in der Bevölkerung verbunden sei. Darüber werde es sicher auch eine öffentliche Diskussion geben:
"Und da muss man sich vorher kompetent überlegen, welche Vorschläge man macht. Wie geht man mit potentiellen Gefahrensituationen um? Wie soll der Computer programmiert sein? Was soll er machen? Das wäre ein typisches Beispiel."
Bei der künstlichen Intelligenz handele sich um eine komplizierte Materie, für deren Vermittlung eine "didaktische Reduktion" notwendig sei, sagt Gosepath. Er verwies beispielsweise auf das Thema der selbstfahrenden Autos, das mit bestimmten Ängsten in der Bevölkerung verbunden sei. Darüber werde es sicher auch eine öffentliche Diskussion geben:
"Und da muss man sich vorher kompetent überlegen, welche Vorschläge man macht. Wie geht man mit potentiellen Gefahrensituationen um? Wie soll der Computer programmiert sein? Was soll er machen? Das wäre ein typisches Beispiel."
Zum Beispiel: das selbstfahrende Auto
Gerade bei dem Beispiel des selbstfahrenden Autos ergeben sich weitere Probleme – auch ethischer Art. Wie kann man einem Computer Kriterien für einen Regelbruch – etwa das Verbot des Überfahrens einer durchgezogenen Linie - beibringen? Und kann die Maschine überhaupt maschinenähnlich gemacht werden? Gosepaths Einschätzung lautet:
"Das ist eine große Frage. Die Frage ist natürlich: Wie entscheiden wir Menschen eigentlich solche Situationen? Lässt sich das in Algorithmen oder so etwas programmieren? Da gibt es eben auch im Bereich der Künstlichen Intelligenz eine interessante Frage: Ist der Mensch eigentlich so wie ein Computer – total durchprogrammiert? Oder entscheiden wir nicht ein Stück weit intuitiv, auch anhand anderer Kriterien? Und kommt uns das nicht menschlicher vor, so dass die Maschine das gar nicht könnte."
"Das ist eine große Frage. Die Frage ist natürlich: Wie entscheiden wir Menschen eigentlich solche Situationen? Lässt sich das in Algorithmen oder so etwas programmieren? Da gibt es eben auch im Bereich der Künstlichen Intelligenz eine interessante Frage: Ist der Mensch eigentlich so wie ein Computer – total durchprogrammiert? Oder entscheiden wir nicht ein Stück weit intuitiv, auch anhand anderer Kriterien? Und kommt uns das nicht menschlicher vor, so dass die Maschine das gar nicht könnte."
Optimierung des menschlichen Gehirns
Eine andere, häufig diskutierte Problemstellung drehe sich um die Optimierung des menschlichen Gehirns, meint Gosepath:
"Das passiert de facto auch schon. Die Studenten werfen sich auch schon Pillen ein, um besser Prüfungen zu bestehen. Das ist natürlich unfair, weil es zu ungleichen Startbedingungen führt. Aber die Frage ist: Warum machen wir das nicht alle? Warum haben wir nicht einen Teil, ein Chip in unserem Gehirn? Das sind ja Fragen, die jetzt tatsächlich anstehen und die Gesellschaft auch bewegen. Und deshalb brauchen wir Antworten, die die Gesellschaft auch befriedigen."
"Das passiert de facto auch schon. Die Studenten werfen sich auch schon Pillen ein, um besser Prüfungen zu bestehen. Das ist natürlich unfair, weil es zu ungleichen Startbedingungen führt. Aber die Frage ist: Warum machen wir das nicht alle? Warum haben wir nicht einen Teil, ein Chip in unserem Gehirn? Das sind ja Fragen, die jetzt tatsächlich anstehen und die Gesellschaft auch bewegen. Und deshalb brauchen wir Antworten, die die Gesellschaft auch befriedigen."
Thema außerdem heute: 55 Milliarden Euro mehr als bisher erwartet. Das verspricht die Steuerschätzung bis 2020. Was tun mit den Milliarden? Zurückgeben an die Bürger? Investieren in die Zukunft? Mehr soziale Gerechtigkeit?
Und: die Biennale in Venedig. Diskussionen gibt es nicht nur um die krasse Formenssprache des deutschen Pavillon. Kritisch hinterfragt wird auch das Engagement Martin Roths, des früheren Direktors des Vicotira and Albert Museums in London. Er hatte den Pavillon des autokratisch regierten Aserbaidschan mitkuratiert.