Theresia Enzensbergers Roman "Blaupause"

Der Sexismus der Bauhaus-Gurus

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Die Autorin Theresia Enzensberger lässt in ihrem Roman kaum ein gutes Haar an den Meistern des Bauhauses. © Rosanna Graf
Theresia Enzensberger im Gespräch mit Frank Meyer |
Über Bauhaus-Größen wie Gropius oder Itten ist viel geschrieben worden. Aber wie war es damals eigentlich um den talentierten weiblichen Nachwuchs in Weimar und Dessau bestellt? Theresia Enzensberger erzählt in "Blaupause" die Geschichte einer jungen Studentin, der es nicht leicht gemacht wird.
Bauhaus-Gründer Walther Gropius verkündete vor knapp hundert Jahren: Unter seinen Studierenden und Mitarbeitern gebe es Gleichberechtigung – Frauen genössen die gleichen Rechte und Entfaltungsmöglichkeiten.
Für die Journalistin und Autorin Theresia Enzensberger ist dies ein "nur auf Papier postulierter" Vorsatz – die Realität habe vielfach anders ausgesehen. So sei von dem Bauhaus-Lehrer und Kunsttheoretiker Johannes Itten der Ausspruch überliefert, Frauen hätten angeborene Schwächen im räumlichen Sehvermögen.

Die Meister und ihre Allüren

Dieser Satz kommt auch in Enzensbergers Roman "Blaupause" vor. Die Autorin, 1986 in München als Tochter von Hans Magnus Enzensberger geboren, erzählt darin nicht nur die Geschichte der jungen Architekturstudentin Luise Schilling, sondern wirft dabei auch ein Licht auf die Rolle der Frauen in der Bauhaus-Bewegung. An den Meistern des Bauhauses und ihren Allüren lässt sie dabei kaum ein gutes Haar. Allerdings:

"Die stecken ja einfach auch in sich drin. Solchen Sachen wie der Sexismus, den ich ab und zu schildere - und der natürlich Auswirkungen hat auf Luises Leben und Karriere. Der ist ja bis zu einem gewissen Grad strukturell. Ich glaube nicht, dass Leute, die solche Dinge machen, denken: Ja, ich hasse Frauen."

Parallelen zwischen Weimarer Republik und heute

Der Inhalt: Luise Schilling ist jung, wissbegierig, ein vielversprechendes Architektur- und Designtalent. Anfang der brodelnden 20er-Jahre kommt sie an das Weimarer Bauhaus. Sie studiert bei Professoren wie Gropius, Itten oder Kandinsky und wirft sich hinein in die Träume und Ideen ihrer Epoche. Zwischen Technik und Kunst, Kommunismus und Avantgarde, Populismus und Jugendbewegung lernt Luise gesellschaftliche Utopien kennen, die uns bis heute prägen.
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Theresia Enzensberger, "Blaupause"© Hanser Berlin
Theresia Enzensberger sagt, besonders fasziniert habe sie, dass es damals schon Kreise gegeben habe, in denen man sich über Ernährung, Esoterik und Technik ausgetauscht und Pamphlete dazu verfasst habe. Es sei ihr aber weniger darum gegangen, unbedingt Parallelen zwischen dem erstarkenden Nationalsozialismus der Weimarer Republik und dem heutigen Zulauf der Rechtspopulisten aufzuzeigen – auch wenn es diese natürlich gebe.
Auf ein anderes Thema angesprochen antwortet sie dagegen mit einem klaren "Nein". Gefragt, ob sie plane, mit Schriftsteller-Kollegen wie Simon Strauß eine Art neue "Gruppe 47" ins Leben zu rufen – wie vom "Spiegel" kolportiert, sagt Enzensberger: "Ich und Simon Strauß, dass passt natürlich zu gut. Aber es ist nicht wahr. Ich halte auch nicht viel von Neuauflagen."
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