Überwachung

Big Brother in der Antike

Die Ruine des Forum Romanum in Rom
Von wegen früher war alles besser: auch im alten Rom und anderen antiken Reichen bespitzelte der Staat die Bevölkerung © picture alliance / Daniel Kalker
Tudor Sala im Gespräch mit Patrick Wellinski |
Die Überwachung von Bürgern erscheint uns als modernes Phänomen. Doch bereits in der Antike überwachte der Staat seine Bürger und brachte sie dazu, sich gegenseitig zu kontrollieren, sagt der Religionswissenschaftler Tudor Sala von der FU Berlin.
Überwachung - dass assoziiert man mit Technik und Fortschritt. Doch staatliche Überwachung hat auch eine Vergangenheit, die bis in die Antike zurückreicht. An der FU Berlin fand jetzt eine Tagung zum Thema statt. Organisiert hat sie der Religionswissenschaftler Tudor Sala. Sowohl im alten Rom als auch in Ägypten und dem Chinesischen Reich sei schon in der Antike überwacht worden, sagt er. Allerdings habe es zwischen den einzelnen Reichen große Unterschiede in der Überwachungsstrategie gegeben.
Der Sklave als "häuslicher Feind"
So habe die staatliche Überwachung im Römischen Reich "mehr schlecht als recht" funktioniert. Daneben habe es aber ein nicht-staatliches Überwachungssystem gegeben, bei dem sich die Menschen gegenseitig ausspioniert hätten.
"Man ging raus aus dem Haus und man wusste, dass man ganz aufmerksam beobachtet wurde, und deshalb sollte man ein ganz bestimmtes Verhalten zur Schau stellen."
Auch in den eigenen vier Wänden war man als Römer nicht sicher vor Bespitzelung, da der Sklave als "häuslicher Feind" auftreten konnte:
"Der war immer mit dir, der nahm alles auf, was du getan hast, was du gesagt hast. Und er wusste immer Bescheid über deine Aktivitäten, und er konnte dich ganz leicht denunzieren."
Gruppenhaftung als Überwachungsstrategie
Im alten chinesischen Reich seien "ganz komplexe Überwachungsapparate" aufgebaut worden. So sei die Bevölkerung in kleine Gruppen von fünf bis zehn Familien eingeteilt worden, die sich gegenseitig überwachen und gegebenenfalls denunzieren sollten.
"Ansonsten wäre die ganze Gruppe für ihre Taten haftbar."