Katharina Grossmann-Hensel: Meine Mama ist ein Superheld
Annette Betz Verlag, Berlin 2017
32 Seiten, 12,95 Euro
Tolle Mütter, Hundedressur und ein Land namens Glück
Der Wettstreit, welche Mutter was kann, eine Geschichte über das ferne, alte China oder Hundedressur in Tagebucheinträgen: Unsere Buchempfehlungen bieten spannende Sommerferien-Lektüre für Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren.
"Meine Mama ist ein Superheld"
Die Bücher von Katharina Grossmann-Hensel sind der Hammer - immer. Denn egal, ob es darum geht, "Wie Mama und Papa Verliebte wurden", "Warum Erwachsenen abends immer so lange aufbleiben müssen" oder "Wie man Eltern richtig erzieht", die Wahl-Berlinerin trifft den Nerv kleiner Kinder – und ihrer Eltern.
Dieses Mal geht es um den Wettstreit, welche Mutter was kann. Dabei werden die Mütter irgendwann zu einer Art "Superwoman" und können immer mehr und alles immer toller: verschiedene Sprachen sprechen, Auto fahren, tausend Dinge im Kopf behalten, auf alles eine Antwort wissen und letztendlich zaubern, fliegen, sich verbiegen.
Dabei steckt hinter diesem "Toller- schneller- weiter" immer eine Portion Wahrheit. Denn Marta und Paul verdrehen die Wirklichkeit ins Positive. Da hupen alle, wenn Mama fährt, oder sie selbst klagt über die tausend Dinge, die sie sich merken muss. Ein Astronaut ist sie, weil sie mal gesagt hat, sie liebt ihr Kind bis zum Mond und zurück. Und ein Pirat ist sie, weil sie einen großen Schatz besitzt – das Kind.
Das ist super lustig und bedient die kindliche Allmachtfantasie, dass Eltern immer alles können, aufs Feinste. Und es hält den Erwachsenen einen mitunter wenig freundlichen Spiegel vor, was man so alles Doofes in Gegenwart von Kindern von sich gibt und tut.
"Ein Weiser, ein Kaiser und viel Reis"
Ein großartiges Bilderbuch, das die Legende vom Reiskorn auf dem Schachbrett neu erzählt, und das zugleich eine wunderbare Fabel über Weisheit und Gier, über Ausbeutung und Macht ist.
Die Geschichte ist schnell erzählt: Die Bauern sind arm und verzweifelt, denn jedes Jahr werden sie von ihrem herrischen Kaiser gezwungen, fast ihre gesamte Reisernte an ihn abzugeben. In ihrer Not wenden sie sich an den weisen Mann. Der ersinnt ein Spiel, das den Kaiser lehren soll, dass er ohne seine Bauern nichts ist. "Denn ohne Bauern bekommt er keinen Reis, ohne Reis keinen vollen Magen und ohne vollen Magen kann er nicht leben", wie es in dem Buch heißt. Der Kaiser ist begeistert vom Spiel und verspricht dem Weisen als Lohn, was immer er will ein – und der will Reis. Pro Spielfeld immer das Doppelte. Bei 8x8 wird das zu einer überraschend kniffligen Rechenaufgabe. Als der Kaiser erkennt, dass er seinen gesamten Reis verliert, bittet er den weisen Alten um Verzeihung für seine Gier und Ungerechtigkeit.
Eine grandiose Geschichte, gemalt in realistisch-verträumten Bildern, die das alte, ferne China ganz nah kommen lässt - und die sich wunderbar eignet, mit Kindern übers Teilen und Abgeben ins Gespräch zu kommen.
Paolo Friz: Ein Weiser, ein Kaiser und viel Reis. Die Legende von der Erfindung des Schachspiels
Atlantis, Zürich 2017
32 Seiten, 14,95 Euro
ab 5 Jahren
"Linas Reise ins Land Glück"
Der Schwede Martin Widmark erzählt hier ein Art "Alice im Wunderland" Geschichte neu: Die kleine Lina landet nach einem Schlittenunfall in einer wundersamen Welt, einem Land namens Glück.
Dort leben sprechende Insekten, die anfangs sehr nett, Lina die wunderschönsten Orte zeigen, mit ihr übers Wasser schweben oder in die Lüfte steigen. Das Mädchen, das eigentlich über den Verlust ihres Bruders trauert, fühlt sich zum ersten Mal seit langem wieder glücklich und unbeschwert.
Doch dann muss Lina lernen, dass das Land beherrscht wird von einer riesigen Krabbe. Sie zwingt alle ihr zu dienen. Fortan muss Lina nach Perlen tauchen, eine lebensgefährliche Aufgabe. Wäre da nicht die wunderbare Wiederentdeckung ihres Bruders. Denn so wie Lina ist auch Leon ins Land Glück verschwunden. Gemeinsam ersinnen die Geschwister einen Fluchtplan.
Eine spannende Geschichte über das was Glück wirklich ist und über die Macht der Liebe ist so entstanden. Gezeichnet in blau-grün-grauen Bildern, die einem das Herz aufgehen lassen.
Martin Widmark/Emililia Dziubak: Linas Reise ins Land Glück
ars edition, München 2017
40 Seiten, 15 Euro
"Mein Lotta Leben. Eine Natter macht die Flatter"
Es ist der zwölfte Band und doch gehören Lotta, ihre Freundin Cheyenne und die Lämmergirls einfach in jeden Urlaubskoffer dazu.
Zu lustig, zu schräg, zu genial sind diese Bücher von Alice Pantermüller, die mit Daniela Koch eine kongeniale Verbindung eingegangen ist. Text und Illustrationen sind nicht voneinander zu trennen und ergänzen sich meisterhaft.
Dieses Mal geht es um den Countdown für das Unterhaltungsprogramm zur Turnhallen-Einweihung – und alles läuft Lotta-mäßig schief. Alles detailliert festgehalten in diesen monster-witzigen Tagebuchaufzeichnungen. Mehr wird nicht verraten, außer: Hunde-Dressur steht auch auf dem Plan.
Das Ganze gibt es auch als Hörbuch. Und das verkürzt Dank der lebhaften Inszenierung mitsamt jeder Menge schräger Geräusche jede Urlaubsfahrt. Ein großer Hörspaß!
Alice Pantermüller/Daniela Koch: Mein Lotta Leben. Eine Natter macht die Flatter
Arena Verlag, Müchen 2017
160 Seiten, 9,99 Euro
Hörbuch: erschienen bei Jumbo, kostet 9,95 Euro
"Tanz der Tiefseequalle"
Niko ist ziemlich dick und unförmig und daher oft Opfer von Mobbing-Attacken seiner Mitschüler. Sera ist seine schöne, beliebte Mitschülerin. Beide haben nicht viel miteinander zu tun. Bis Nico Sera auf der Klassenfahrt vor dem übergriffigen Marko rettet. Zum Dank fordert Sera Niko daraufhin zum Tanzen auf. Und damit beginnt ein verrückt-aufregendes Roadmovie, das vom Beginn einer Freundschaft erzählt, über den Mut im entscheidenden Moment das Richtige zu tun und über den schlimmen Unsinn den Vorurteile mit sich bringen. Das alles wird so lakonisch, treffend, authentisch und feinsinnig erzählt, dass man dieses Buch nur lieben kann.
Stefanie Höfler: Tanz der Tiefseequalle
Beltz& Gelberg Verlag, Weinheim 2017
192 Seiten, 12,95 Euro
"Doktor Jekyll & Mister Hyde"
Noch ein Klassiker für die Ferien: Robert L. Stevenson Geschichte über die zwei Gesichter des Doktor Jekyll hat Kultcharakter. Hier wird sie – neu übersetzt – für junge Leserinnen und Leser ab 12 Jahren erzählt. Jünger sollte man nicht sein, denn tatsächlich ist Mister Hyde nichts für schwache Nerven. Wie er über Menschen läuft und andere tötet. Wie er aussieht, seine bucklige Gestalt allein schon Angst macht. Grusselig und meisterhaft eingefangen in den genialen, Schwarz-Weiß Illustrationen von Senastien Mourrain. Eine düstere Geschichte - und doch auch tiefgründig. Denn es geht um das Böse in jedem von uns und was es braucht, um dessen Herr zu werden. Perfekt.
Robert Louis Stevenson: Doktor Jekyll & Mister Hyde
Mit Illustrationen von Sebastien Mourrain
Bohem Press, 2017
64 Seiten, 29,95 Euro
"Dark Horses"
Mit ihrer "Gossip-Girl"-Serie wurde Cecily von Ziegesar zum Shootingstar der Teenieszene: "Dark Horses" bedient diese Zielgruppe bestens.
Das Buch über Merritt, die den Tod ihrer Großmutter nicht verwinden kann und die deshalb im Erziehungsheim "Good Fences" landet, ist als Urlaubslektüre genau richtig. Denn im Heim für "schwierige" Mädchen trifft sie auf das "schwierige" Pferd Red. Die beiden sind für einander gemacht – und retten sich zeitweise gegenseitig. Bis alles erneut schief geht und Reds finsterer Instinkt durchbricht.
Das alles ist gepfeffert mit einer riesigen Portion Liebe, Eifersucht und Abenteuer. Erzählt aus der Perspektive des Mädchen - und des Pferdes! Kurz: Pferdebuch trifft auf Schmalzschmonzette trifft auf Thriller. Klingt schlimm, tatsächlich aber ist das Buch ein Pageturner. Und damit für den Urlaub genau richtig.
Cecily von Ziegesar: Dark Horses
Gulliver, Weinheim 2017
416 Seiten, 16,95 Euro