Eiffe for President: Alle Ampeln auf Gelb
Für die thede herausgegeben von Christian Bau in Zusammenarbeit mit Artur Dieckhoff
Assoziation A, Berlin 2019
144 Seiten, 20 Euro
Der Außenseiter mit dem Filzstift
11:55 Minuten
Er ist wahrscheinlich der erste Graffiti-Künstler Deutschlands: 1968 beschmierte Peter Ernst Eiffe in wenigen Wochen die ganze Innenstadt Hamburgs - "Eiffe for President". Ein neues Buch erinnert an einen Außenseiter, der seiner Zeit voraus war.
Auf einmal stand überall "Wählt Eiffe". Auf Verkehrsschildern, Briefkästen, in öffentlichen Toiletten und quer über den Werbeplakaten Hamburgs. Tag und Nacht rannte Peter Ernst Eiffe mit seinem Filzstift durch Hamburg und vergaß dabei fast zu essen und zu schlafen. Kurz zuvor fand der Mordanschlag auf Rudi Dutschke statt, es war die Zeit der Springerblockaden, der Teach-ins und Demonstrationen – und mittendrin "Eiffe" mit seinem Filzstift.
Er war eine merkwürdige Figur unter den Hamburger Studentinnen und Studenten, mit Anglerhut, Anzug, Schlips, weißem Hemd und Brille. Manche glaubten, er sei vom Verfassungsschutz, sagt Christian Bau. Er ist Regisseur und Mitherausgeber des Buchs mit beigelegter DVD "Eiffe for President – Alle Ampeln auf gelb".
Christian Bau hat Eiffes Aktionen damals an der Hamburger Kunsthochschule erlebt und versucht seit den 90er-Jahren an Eiffes Leben und Werk zu erinnern: "Vielleicht ist er unterwegs, weil er so etwas wie eine Idee oder eine Mission hatte, wie er berühmt werden könnte und wie er die Leute in Unruhe versetzen könnte mit seinen Sprüchen."
Es lebe die "Freie Republik Eiffe"
Eiffe war damit seiner Zeit voraus: Die Fassaden der Häuser Hamburgs waren noch sauber, als er beschlossen habe, gegen das Saubere anzugehen, die Wände vollzuschreiben und für sich zu erobern, sagt Bau. Eiffe habe damit die Aktionskunst in den öffentlichen Raum getragen.
"In der Gruppe der Aufmüpfigen war er der Außenseiter, weil er mit diesen Aufmüpfigen noch seinen Spaß hatte und sich über sie lustig machte", sagt Bau. Auf den manischen Höhepunkt seiner Karriere folgt die Einweisung in die Psychiatrie. Eiffe war mit seinem Fiat in die Wandelhalle des Hauptbahnhofs gefahren, um dort die "Freie Republik Eiffe" auszurufen.
"In der Gruppe der Aufmüpfigen war er der Außenseiter, weil er mit diesen Aufmüpfigen noch seinen Spaß hatte und sich über sie lustig machte", sagt Bau. Auf den manischen Höhepunkt seiner Karriere folgt die Einweisung in die Psychiatrie. Eiffe war mit seinem Fiat in die Wandelhalle des Hauptbahnhofs gefahren, um dort die "Freie Republik Eiffe" auszurufen.
Er wird weggesperrt, falsch behandelt und nimmt sich schließlich, völlig gebrochen, das Leben. Heute kenne man Eiffe nicht einmal mehr in der Graffiti-Szene, sagt Bau, der ihn mit Buch und Film wieder bekannter machen möchte.
(sed)