"Hanebüchene Annahmen der Monopolkommission"
Die Buchpreisbindung soll das Kulturgut Buch, sowie kleine Buchhändler und Verlage schützen. Die Monopolkommission hat sich nun für deren Abschaffung ausgesprochen. Der Verleger Helge Malchow hält dies für eine Schnapsidee und erklärt, warum er nicht an diesen Schritt glaubt.
Helge Malchow, Leiter des Verlags Kiepenheuer & Witsch, sagte im Deutschlandfunk Kultur, dass für die Buchpreisbindung in Deutschland sehr viele rationale Gründe sprächen. "Die Vorschläge, die jetzt von der Monopolkommission gemacht werden, beruhen auf Annahmen, die hanebüchen sind", so Malchow.
Auf zwei bis drei Ketten geschrumpfter Buchhandel
Die zu erwartende Weiterentwicklung des Buchhandels, wie sie von der Kommission laut Gutachten nach einer Abschaffung der Buchpreisbindung erwartet werde, sei ganz einfach zu beschreiben, meint Malchow. "Wir werden einen Buchmarkt erleben, der auf zwei bis drei Ketten schrumpft und weite Teile der Buchhandlungslandschaft werden verschwinden, und zwar innerhalb eines Jahres!"
Es seien zwar staatliche Maßnahmen denkbar, um die Nachteile für kleine und mittlere Buchhandlungen auszugleichen, die durch die Aufhebung der Buchpreisbindung entstünden, aber sie würden einen riesigen Bürokratie-Apparat nach sich ziehen: "Die Buchpreisbindung ist ein Eingriff in das Marktgeschehen mit maximalem Effekt und minimalem Verwaltungsaufwand."
Der deutsche Buchmarkt ist der Vielfältigste der Welt
Seine Wirkung habe dazu geführt, "dass wir in Deutschland mit Abstand den komplexesten und vielfältigsten Buchmarkt der Welt haben." Das äußere sich in der einzigartigen Vielfalt von Buchhandlungen und Verlagen hierzulande. Dieses vorbildliche System der deutschen Buchkultur würde bei Abschaffung der Buchpreisbindung wie ein Kartenhaus zerschlagen werden.
"Das ist eine Schnapsidee allererster Ordnung, die wir zum siebten oder achten Mal in den letzten Jahrzehnten hören", so Malchow. Er glaube aber nicht, dass es soweit kommen wird: "Die wiederkehrenden Versuche die Buchpreisbindung aufzuheben, spiegeln den Einfluss des neoliberalen Denkens im Wirtschaftsgeschehen wider."
Seinem Eindruck nach habe aber die Kritik an diesem "Durchmarsch des Neoliberalismus" sowohl in der Europäischen Union als auch in vielen europäischen Ländern längst eingesetzt. Auch deswegen glaube er nicht an die Verwirklichung dieser Idee. "Ich kenne auch die kulturpolitischen Sprecher der meisten Parteien im Bundestag. Und nach allen Gesprächen bin ich sicher, dass das zurückgewiesen wird."