fontane.200: Einblicke in die Vorbereitungen des Jubiläums des zweihundertsten Geburtstags Theodor Fontanes im Jahr 2019
Ein Abend von und mit Rainald Grebe
Regie: Rainald Grebe
Schaubühne Berlin
Beim Bechdel-Test fällt Fontane durch
2019 wird wohl gerade in Berlin und Brandenburg sehr intensiv der 200. Geburtstag von Theodor Fontane begangen. An der Schaubühne glüht Rainald Grebe schon mal vor – obwohl ihm die Lektüre bei der Vorbereitung sehr schwer gefallen sei.
Der Theatermacher, Liedermacher, Kabarettist und Autor hat ein Lied über Brandenburg geschrieben, insofern ließe sich eine Seelenverwandtschaft mit dem Autor der "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" konstruieren – aber Grebe räumt offen ein, bis zur Vorbereitung des Programms habe er bis auf das "Birnengedicht", also "Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland", nichts von Fontane gelesen.
Durchaus ermüdende Lektüre
Inzwischen habe er aber tausende Seiten gelesen und sich nicht nur durch die Romane gearbeitet, sondern auch Fontanes Kriegsberichterstattung gelesen, seine Theaterkritiken, Briefwechsel.
"Das war durchaus schwer und ermüdend. Das ist mir nicht so leicht gefallen. Das waren 1500 Seiten Ehebriefe, da muss man erst mal durch."
Einem Freund würde er kein Werk empfehlen, aber es gebe immer mal wieder Auszüge, Kapitel oder Szenen, die ihm gefallen hätten, so der 46-Jährige. Auf die Frage, welche Szene er denn gemocht habe, nennt Grebe gleich:
"Ja, die spielen wir auch. Das ist aus der Ehebrecherin, 'L’Adultera', die Trennungsszene zum Beispiel. Die ist sehr modern. Auf einmal, wie von heute vielleicht sogar. Das ist erstaunlich. s sind immer so einzelne Szenen oder Seiten, die bei mir Anklang finden. Aber eben dann doch das meiste dann nicht."
Fontanes Frauenfiguren
Fontane wird oft dafür gerühmt, dass er so viele emanzipierte Frauenfiguren geschaffen haben soll. Doch das will Grebe nicht unterschreiben. Er unterzieht in dem Programm Fontane dem Bechdel-Test: Drei Fragen stellte die US-Cartoon-Zeichnerin Alison Bechdel in den 80er Jahren in ihrem Comic "Dykes to watch out", um Spielfilme auf Stereotypen weiblicher Figuren zu checken:
"Das ist ein Test aus der Filmbranche. (…). Da soll herausgefunden werden, ob es klischeehaft oder emanzipiert zugeht in den Filmen. Wie war das? Haben die Frauen Vornamen oder haben die überhaupt Namen? Reden sie miteinander? Und reden sie über etwas anderes als über Männer."
Bei den ersten beiden Frage bestehe Fontane noch, so Grebe:
"Aber Frage drei, sie reden halt doch hauptsächlich über Männer – also, versagt! Durchgefallen."
Grebe lässt auch einen AfD-Mann auftreten, spielt die Szene aber herunter: Dessen Einlassung sei wohl wirklich gewesen, um Aufmerksamkeit zu erregen. Das sei zu vergessen.