Viel Farbe und viel Grauen
In London zeigt der Künstler Manou Marzban 18 Helme aus dem Zweiten Weltkrieg - bunt bemalt. Er will damit ein Zeichen setzen für Toleranz und gegen Rassismus. In die Schau floss auch viel Autobiographisches ein.
18 Wehrmachtshelme stehen hinter- und nebeneinander gruppiert inmitten der "Gallery Different". Jeder einzelne der Helme ist auf einer kleinen schwarzen Eisenstange aufgesetzt und schwebt so in etwa einem Meter Höhe. Genau genommen sind nicht alle Helme von der Wehrmacht, aber aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Original-Objekte, wie es sie beim Militaria-Händler zu kaufen gibt.
"Die Helme sind original aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs", beteuert Manou Marzban. Der iranischstämmige Künstler hat sie im Internet ersteigert. "Der hier ist von der Polizei, der von der Feuerwehr, von der Luftwaffe, vom Heer. Und das ist etwas ganz Besonderes: ein Gladiator-Wehrmachtshelm von 1943."
Marzban malte die Helme zunächst schwarz an, um sie dann grellbunt zu gestalten. Er hat sich von Street- und Pop-Art inspirieren lassen. So mit Graffiti-Kunst verziert sehen die Stahlhelme bunt und fast lustig aus. Aber die bunte Farbe kann und soll nicht komplett verdecken, was sich darunter befindet.
"Dieser Helm hier ist blau, darauf weiß und rot. Das Rot sieht tatsächlich nach Blut aus, das herunterströmt. Es sind die französischen Nationalfarben. Die Franzosen waren ziemlich aktiv darin, den Deutschen dabei zu helfen, eine Menge Leute in die Gaskammer zu schicken. Hinten über dem Nacken steht 'Plus jamais ça', 'Nie wieder!'."
Viele Jahre selbst Alltagsrassismus erlebt
Marzban geht es um Krieg und Hass überall auf der Welt. 1979 musste der damals 17-jährige Sohn eines iranischen Diplomaten über Nacht vor den Ayatollahs fliehen. Zuvor war er als Schüler auf einem englischen Internat und wurde täglich rassistisch beleidigt. Auch später noch in den Londoner Pubs.
"Im England der 60er-, 70er- und auch noch 80er-Jahre hat man kein Verständnis für andere Kulturen aufgebracht. Ich habe viele Jahre lang Alltagsrassismus erlebt. Deswegen lege ich hiermit ein so klares Statement ab für kulturelle Vielfalt."
Manou Marzban, 55 Jahre alt, setzt in seiner Heimat Iran auf die jüngere Generation. Er selbst hat dank seiner privilegierten Herkunft die Familie des letzten Schah noch gekannt. Farah Diba, die Witwe, habe in Paris zwei Kunstwerke von ihm gekauft. Verantwortlich für die islamische Revolution in Teheran wie auch heute für den islamistischen Extremismus, so Marzban, sei die soziale Ungleichheit.
Gerechtigkeit, kulturelle Vielfalt – das ist auch seine Botschaft mit einem weiteren deutschen Stahlhelm aus dem Zweiten Weltkrieg.
"Dieser gehörte zum Luftschutz. Ich habe die Farben des Regenbogens auf den Helm aufgetragen. Der Regenbogen steht für Vielfalt."
Verkaufen will Manou Marzban seine Weltkriegshelme erst einmal nicht. Er lobt sogar die deutsche Qualität, die Helme der Wehrmacht seien stabiler und besser gewesen als zum Beispiel die der englischen Stahlhelme. Die 18 deutschen Helme will er vorerst behalten und andernorts ausstellen – als Appell für ein "Nie wieder", gegen weißes Vormachtsdenken und für die Akzeptanz anderer Kulturen.