"Meine Lieder sind optimistisch"
Cat Stevens konvertierte mit 30 Jahren zum Islam, verabschiedete sich aus dem Musikgeschäft und benannte sich um in Yusuf Islam. 2006 dann seine Rückkehr in die Popwelt. Heute erscheint sein Album "The Laughing Apple" - mit neuen und alten Liedern.
Yusuf: "This is like Star Wars. You find out what Darth Vader used to be."
Star Wars ist wohl so ziemlich das Letzte, woran man bei Yusuf Islam denkt. Mit einem perfekt getrimmten, grauen Vollbart, getönter Brille und einen gewinnenden Lächeln sitzt Yusuf in einem Berliner Hotelzimmer. Und dann erzählt er mit einem Lächeln, dass sein neues Album so ähnlich sei, wie Star Wars, wo es bei Episode 1 darum geht, die Vorgeschichte von Darth Vader zu erzählen. Sein Album "The Laughing Apple" erzählt die Vorgeschichte des Tillermans, der Figur seines erfolgreichsten Albums "Tea for the Tillerman". Und dieser Tillerman hat als Jugendlicher als Apfelpflücker gearbeitet.
Yusuf: "Den Tillerman haben einige Menschen falsch verstanden. Sie dachten dabei an einen Steuermann, der mit einer Stange ein Boot lenkt. Für mich war der Tillerman aber jemand, der die Welt steuert. Ganz am Anfang der Menschheit gab es zwei Berufszweige. Die Einen haben sich mit Landwirtschaft beschäftigt, die anderen waren Schafhirten. Der Tillerman ist für mich jemand, der die Erde bewirtschaftet, jemand den wir alle brauchen. Eine sehr wichtige Figur."
Dieser Tillerman ist jetzt derjenige, der eine Brücke baut zwischen dem Anfang 20-jährigen Cat Stevens und dem jetzt 69-Jährigen, der sich mittlerweile Yusuf / Cat Stevens nennt. Noch bevor man eine einzige Note gehört hat, bleibt man beim Albumcover hängen. Vor einem großen Apfelbaum steht ein Junge mit einem Korb.
Am Baum hängen viele Äpfel mit einem traurigen Gesicht, nur ein leuchtend roter Apfel lacht. Yusuf selbst hat dieses Bild gemalt. Anders als die grauen, traurigen Äpfel, macht sich der lachende keine Sorgen. Er ist mutig, verbirgt seine Meinung nicht und genießt sein Leben, erzählt Yusuf.
"Ich bin heute dieser lachende Apfel"
Yusuf: "Ich glaube, ich bin heute dieser lachende Apfel. Ich kann mittlerweile frei meine Meinung sagen und dabei lächeln. Das ist in der heutigen Zeit manchmal eine ganz schöne Herausforderung. Aber ich sehe das Positive. Deshalb sind meine Lieder auch optimistisch."
Unterlegt ist das Lied mit Streichern, die eine eingängige Melodie spielen. Dazu hört man Einflüsse aus der arabischen Musik. Yusuf Islam erzählt auf diesem Album zwei Kapitel seiner Lebensgeschichte. Den Anfang seiner Musikkarriere und die vergangenen Jahre, seit er sich 2006 wieder der Popmusik zugewandt hat. Von den Jahren dazwischen, seinem Wechsel zum Islam, den Vorwürfen, er hätte den Mordaufruf gegen Salman Rushdie unterstützt – davon möchte er nicht reden. Nicht auf dem Album und nicht im Interview.
Drei neue Lieder hat Yusuf für dieses Album komponiert, die anderen acht sind neue Versionen von Songs, die er zu Beginn seiner Karriere in den 1960ern geschrieben hat. Meistens unbekannte, die teilweise noch nie auf einem Album veröffentlicht wurden. Er singt über seine Enkelkinder, von seiner Liebe zu Gott, von Mut und Frieden.
Fans werden Spaß haben
Sollte es jemanden geben, der noch nie von Cat Stevens gehört hat, dann wird ihn dieses Album wahrscheinlich nicht überzeugen. Dafür fehlen musikalische Höhepunkte oder wenigstens Überraschungen. Fans werden trotzdem Spaß haben, denn tatsächlich erinnern viele der Lieder an den früheren Folk-Sound Cat Stevens mit der akustischen Gitarre als zentralem Instrument.
Seine Stimme allerdings ist hörbar gealtert. Die Leidenschaft und Leichtigkeit des jungen Stevens sind weg. Stattdessen klingt er eher wie der Großvater, den man sich immer gewünscht hat, der einem Geschichten aus seinem Leben erzählt und dessen Stimme eben manchmal brüchig ist.
"Wir alle müssen uns auf den Tod vorbereiten"
Ohne Frage hat Cat Stevens genauso wie Yusuf viel zu erzählen. Und gerade deshalb macht es traurig, wenn er im letzten Lied des Albums "I´m so Sleepy" singt: Bald werde ich davon gleiten.
Yusuf: "Das ist jetzt wohl die Punkt im Leben, wo man realisiert, dass es nicht endlos weitergeht. Schlaf ist die Schwester des Todes. Wir alle müssen uns auf den Tod vorbereiten. Ich rede gerade schon mit meinen Anwälten, um meinen Nachlass zu klären, sodass ich dann friedlich scheiden kann."