Gabriel García Márquez: "Hundert Jahre Einsamkeit"
Aus dem Spanischen von Dagmar Ploetz
Verlag Kiepenheuer & Witsch
528 Seiten, 25 Euro. Erscheint am 8. Juni 2017.
"Übersetzungen veralten schneller als Originale"
Einen zeitgemäßen Zugang zu García Márquez' Meisterwerk "Hundert Jahre Einsamkeit": Das will die Neuübersetzung des vor 50 Jahren erschienenen Romans. Beim Übersetzen hat Dagmar Ploetz ganz neue Facetten an dem Werk entdeckt, das den späteren Nobelpreisträger Márquez weltweit berühmt machte.
50 Jahre nach der Erstveröffentlichung von "Hundert Jahre Einsamkeit" bringt der Verlag Kiepenheuer & Witsch eine Neuübersetzung des epochalen Werks von Literaturnobelpreisträger Gabriel García Márquez auf den Markt. "Es geht darum, einfach eine der Zeit angemessene Übersetzung zu liefern", sagt Dagmar Ploetz, die die Neuübersetzung angefertigt hat, im Deutschlandfunk Kultur. Denn Übersetzungen veralteten schneller als die Originale.
"Das hängt damit zusammen, dass jede Übersetzung eine Interpretation ist. Und die ist eben individuell und zeitgebunden, und dementsprechend ist nach 50 Jahren einfach, glaube ich, eine Neuinterpretation möglich und nötig."
Frische Luft für die "langweilige" Literaturszene der 1960er
Im Fall von "Hundert Jahre Einsamkeit" sei es damals für einen Übersetzer sehr verführerisch gewesen, das Blumige, Üppige in Márquez' Sprache "zu dick zu unterstreichen", so Ploetz. Denn als das Werk 1967 erstmals veröffentlicht wurde, habe es einen "Wirbel frischer Luft" in eine "doch relativ langweilige" Literaturszene gebracht:
"Sie war doch stark vom Politisch-Dokumentarischen einerseits bestimmt, andererseits selbstreferenziell im Sinne des Nouveau Roman mit der Beschreibung von Oberflächenphänomenen, konkrete Poesie. Es waren alles experimentell eher abstrakte Sachen und das Erzählen an sich stand ja als inadäquat im Raum. Und dass García Márquez mit solcher Begeisterung erzählt, das hat, glaube ich, alle mitgenommen."
Ploetz zufolge ist es dennoch falsch, García Márquez auf das Erzählerische zu reduzieren. Besonders an desssen Schreiben seien für sie seien die verschiedenen Stilebenen. "Es gibt Lakonisches, es gibt Sentenzhaftes, es gibt auch Anekdotisches, klar. Und es gibt sehr Nachdenkliches. Es ist auch ein sehr nachdenkliches Buch, das ist mir jetzt aufgefallen beim Neuübersetzen", so Ploetz. "Es ist einfach ein tolles Buch."