Ein intelligenter Clown als Hoffnungsträger
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Boris Johnson geht als klarer Favorit in die Stichwahl um den Tory-Vorsitz gegen Jeremy Hunt, bei der auch über den nächsten britischen Premier entschieden wird. Die "Guardian"-Journalistin Kate Connolly attestiert ihm vor allem Sprunghaftigkeit.
Die EU sei schon zu Boris Johnsons Zeiten als Journalist Ziel seiner Attacken gewesen, sagt die britische Journalistin Kate Connolly, die als Korrespondentin des "Guardian" und des "Observer" in Berlin arbeitet.
"Er definiert sich durch seine Brexit-Politik, wie Churchill sich durch seine Gegnerschaft zu den Nazis definiert hat." Das sei gut zu sehen an einem Buch, das Boris Johnson über Winston Churchill in dessen Zeit als Kriegs-Premierminister geschrieben hat. "In dem Buch könnte man problemlos die Worte Churchill und Krieg mit den Worten Johnson und Brexit ersetzen."
Schwer zu sagen, was Johnson wirklich denkt
Seine bisherige Politik zum EU-Ausstieg Großbritanniens sei aber sehr sprunghaft gewesen. "Als David Cameron als Premierminister ein Referendum zum Ausstieg anstrebte, konnte Johnson sich nicht für eine Seite entscheiden. Er hat für den 'Daily Telegraph' zwei Kolumnen zu dem Thema geschrieben. In der einen spricht er sich für einen Austritt aus, in der anderen dagegen. Er ändert seine Meinungen je nach Windrichtung. Deswegen ist es so schwer zu sagen, was er wirklich denkt."
Johnson sei zwar ein Clown, aber ein intelligenter, sagt Connolly. "Er ist sehr unterhaltsam, und die Briten mögen es, unterhalten zu werden. Er zieht die Leute durch seinen Witz auf seine Seite. Außerdem glauben viele Tories, dass er der einzige in ihren Reihen ist, der sich in den Brexit-Fragen in Brüssel durchsetzen kann. Allerdings hat er bisher nichts dazu gesagt, wie er das machen will."
Tories hoffen auf Johnson als Waffe gegen Farage
Die Tories sähen in seinem populistischen Charme eine Chance, aus dem Trauma des jahrelangen Kampfes gegen die EU herauszukommen, meint Connolly. Außerdem sei er deren Ansicht nach der einzige, der sich gegen Nigel Farage, den Vorsitzenden der Brexit-Partei, durchsetzen kann. Dabei bediene Johnson sich auch immer wieder unbelegter Behauptungen wie der 350-Millionen-Pfund-Kampagne, bei der er behauptete, dass Großbritannien diese Summe wöchentlich an die EU zahle.