Brücken schlagen

Von Blanka Weber |
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Die Jüdischen Kulturtage Berlin - das größte Festival für jüdische Kunst und Kultur in Deutschland - befassen sich in diesem Jahr mit Architektur, Musik und Literatur.
Drescher: "Das ist so eine große Vielfalt, dass wir gleich mehrere Schwerpunkte haben und das auch bewusst, weil wir zeigen wollen, wie vielfältig jüdische Kultur ist, ein wichtiger punkt bei dem Festival war immer, das wir uns nicht reduzieren auf die Klischees, also wir spielen nur Klezmer und machen nur Gedenkveranstaltungen."

Genau das wollen sie nicht, die Veranstalter. Christoph Drescher, 32 Jahre jung, gehört zu ihnen, organisiert Orte, Künstler und ist – gemeinsam mit der Jüdischen Gemeinde zu Berlin für das Programm verantwortlich. Begegnungen sollen geschaffen werden. Das gilt für die Gäste und auch für Künstler. Alt wird mit neu kombiniert. Klassisch mit modernem Crossover. Die Orte sollten auch etwas Besonderes sein. Christoph Drescher:

"Wir haben den konventionellen Mendelssohn, aber wir haben mit Michael Schiefel auch einen Künstler eingeladen, einen Kommentar auf Mendelssohn zu schreiben, Schiefel wird gern so als der deutsche Bobby Mc Farrin bezeichnet, also ein Stimmakrobat, ein Jazzmusiker, der ein absoluter Grenzgänger ist und der für die jüdischen Kulturtage einen Kommentar auf Mendelssohn entwickeln wird."

"Das freut mich mit, weil das eine ganz spannende Geschichte werden wird. Und das Konzert findet zudem auch noch im Bauhaus-Archiv statt – wo wir wieder eine Brücke schlagen zum Bauhaus in unserem Festival."

Doch Festivals dürfen, müssen sich auch mit Ecken und Kanten beschäftigen, sagt Christoph Drescher – einer der jüngsten Kulturmanager bundesweit. Zum sechsten Mal in Folge arbeitet er für die Jüdischen Kulturtage. Sein Credo und Erfolgsrezept:

Neues wagen, viele Facetten bieten und spannende Themen diskutieren. Zum beispiel in der Literatur. Ein Schwerpunkt im Festival. Deshalb heißt es auch korrekt: Literaturen. Einer der Gast-Autoren ist Assaf Gavron.

"Assaf Gavron ist ja ein Autor, der sich um diese palästinensischen Themen kümmert, der mit seinem ersten Buch in Israel für einen Skandal gesorgt hat, weil er es gewagt hat, mit seinem ersten Buch einen palästinensischen Attentäter als menschliches Wesen – als am Ende gar nicht unsympathischen Charakter darzustellen. Das war sehr unbeliebt und hat viele Fragen aufgeworfen."

Die Frage, was eigentlich jüdische Kultur ist – was die aktuelle israelische, jüdische Kunst, und Musik ist – beschäftigt ihn und seine Mitstreiter. Jüdische und nichtjüdische Menschen sollen eingeladen werden, mitgenommen werden auf eine Reise – in vielleicht unbekannte, und deshalb spannende Welten für beide:

"Mit Keran Ann haben wir eine Pop, Chansonsängerin, bei der viele gar nicht wissen , dass sie Jüdin, Israelin ist. Die wird mit Künstlern speziell für Berlin und für die wunderschöne Synagoge in der Rykestraße ein eigenes Projekt entwickeln, das sind Projekte, die so ein Festival spannend machen. Dann haben wir natürlich Oi Va Voi, die in der Weltmusik eine ganz große Nummer sind und zum ersten Mal in ihrer Bandgeschichte in einer Synagoge spielen."

Ungewöhnliche Verbindungen schaffen ist das Motto des Festivals. Begegnungen gibt es in Synagogen, im Jüdischen Museum, im Bauhaus-Archiv und auf der Straße. Vor dem Gemeindehaus in der Fasanenstraße gibt es ein Straßenfest – für einen Tag soll der Shuk Ha' Carmel –der legendäre Markt aus Tel Aviv - nach Berlin geholt werden.