Dylan Thomas: "Windabgeworfenes Licht"
Fischer Verlag, Berlin 1995
416 Seiten, 12,95 Euro
Dylan Thomas: "Windabgeworfenes Licht"
Als Lyriker kommt man an den unzeitgemäßen Gedichten des Walisers Dylan Thomas gar nicht vorbei, findet Steffen Popp. Denn der Autor hat eine eigenwillige Form der Erzählung. Die dunklen, teilweise verrückten Texte lassen sich nicht in Prosa fassen.
Ich schreibe Gedichte und übersetze Gedichte aus dem Englischen. Entsprechend ist das Buch, das mein Leben verändert hat, auch ein Gedichtband eines englischsprachigen, genauer gesagt walisischen Lyrikers: Dylan Thomas, von dem Bob Dylan auch seinen Namen hat. Der Band "Windabgeworfenes Licht" versammelt eigentlich alle Gedichte, die Dylan Thomas geschrieben hat.
Die Gedichte sind alle zweisprachig abgedruckt, englisch und deutsch immer gegenüber, was bei Dylan Thomas' sehr eigenwilliger Form, seinem Bildreichtum und den teilweise auch dunklen und verrückten Texten, die da drinstehen, schon wichtig ist, damit man die deutsche Version immer mit dem Englischen vergleichen kann. Dieses Buch wurde auch von einem Übersetzer-Kollektiv übersetzt, sodass man verschiedene Tonlagen auch im Deutschen hat, um sich vorzustellen, wie diese Texte klingen können.
Neomythische Verwandlung
Als Lyriker kommt man an Dylan Thomas gar nicht vorbei. Er ist wirklich einer der Wichtigsten des 20. Jahrhunderts. Er hat eine ganz eigene Art, Bilder zu entwickeln und auch auf Landschaftliches und Biografisches zuzugreifen und dies in einem, ja, man könnte sagen, neomythischen Sinne zu verwandeln und zu transportieren.
Diese Art, das Material so mythisch zu transformieren, ist eigentlich ganz unzeitgemäß. Aber gerade deshalb ist es sehr spannend, das zu lesen, weil die zeitgenössischen Bezüge, das ist so Mitte des 20. Jahrhunderts, ja trotzdem in dem Ganzen drin stecken. Eigentlich kann man das in einer Prosa gar nicht beschreiben. Man muss diese Texte lesen. Und das empfehle ich jedem sehr.