Der Dramatiker Oliver Kluck an den Orten der Arbeit

Störung im Betriebsablauf

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Der Dramatiker Oliver Kluck steht vor einer Wand.
Der Dramatiker Oliver Kluck ließ sich zum Lokführer umschulen. © Deutschlandradio / Anne Krausz
Kolumne von Oliver Kluck |
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Oliver Kluck war Dramatiker am Theater, doch dann entschied er sich eines Tages Lokführer zu werden. Glücklich wurde er damit nicht. Doch gerade die Langeweile und das Warten brachten ihn zum Schreiben zurück.
Auf dem Weg vom Hafenbahnhof Hamburg Hohe Schaar nach Würzburg Hauptbahnhof wurden große Bühnen klein. Mit Kesselwagen im Rücken ging es durch die Stadt Berlin, was ein konkreter Vorgang ist. Meine Zeit bei der Eisenbahn hatte mich weggeführt aus der Welt des Theaters. Die Spannung einer nie enden wollenden Endprobensituation war einer handvoll Handgriffen gewichen, die immer die gleichen waren. Es war langweilig bei der Eisenbahn.

Mörderische Dienstzeiten

Gerade diese Langeweile war es, die elende Situationen des Wartens auf etwas, was am Ende von anderen zu Ende gedacht wird, die mir geholfen hat eine eigene Sprache zu entwickeln. Die Dienstzeiten bei der Eisenbahn waren mörderisch. Ich war für ein Unternehmen tätig, das keine Ruhezeiten kennt, keine Überstunden und keinen Urlaub. Vierzehn Stunden am Stück waren keine Seltenheit. Zehn Schichten hintereinander, dass sich meine Gedanken bald verschoben. Oft konnte ich in den oft miesen Unterkünften in Mannheim, Köln und Naumburg vor lauter Müdigkeit kein Auge zu bekommen.
Ich schrieb in diesen Häusern für die großen deutschen Häuser, für die ich nicht mehr schreiben wollte. Ich hatte mich nie als Eisenbahner gefühlt. Jetzt konnte ich mit Eisenbahnern fühlen. Der Kontakt mit der Wirklichkeit führte mich zurück an einem Ort an dem Geschichten erzählt werden. Es fühlte sich an, wie das Heimkehren nach einer langen Reise.
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