Kaum eine Chance der Vielfalt
Die kulturelle Vielfalt Deutschlands bilden Fernsehsendungen und -filme nicht ab. In der Regel werden Schauspieler mit Migrationshintergrund bei Castings abgelehnt, sagt die selbstständige Casterin Daniela Tolkien. Das müsse sich ändern.
Warum Schauspieler mit Migrationshintergrund in Castings für Fernsehsendungen und -filme kaum Chancen haben, will der Bundesverband Casting mit einer Diskussion auf dem Filmfest München klären. Daniela Tolkien, selbständige Casterin, kennt das Phänomen gut.
Als Begründung für die Ablehnung einer Schauspielerin mit Migrationshintergrund habe man ihr gesagt, wenn man diese Person einsetzen würde, müsste man ihre ganze Geschichte erzählen, um dem Zuschauer verständlich zu machen, warum genau diese Person diese Rolle spiele.
Tolkiens Ziel: Eine Afrodeutsche als Ärztin
In einem anderen Fall hatte Tolkien einen türkischstämmigen Schauspieler als Kindergärtner vorgeschlagen. Die Regisseurin habe den Schauspieler mit dem Satz abgelehnt: "Niemals wäre der Kindergärtner", erzählte Tolkien im Deutschlandfunk Kultur. Sie finde das "richtig erschütternd".
Tolkien ist der Meinung, alle Filmschaffenden müssten ihre Wahrnehmung dafür schärfen, nach welchen Kriterien besetzt werde - vom Drehbuchautor bis zur Redaktion. Sie fände es toll, wenn auf ihren Vorschlag hin eine afrodeutsche Schauspielerin für die Rolle einer Ärztin besetzt würde und bei der Entscheidung nur schauspielerische Qualitäten zählen würden.