"Undine" von Christian Petzold

Wasserwesen mit dem Willen zum Wandel

07:20 Minuten
Filmstill aus "Undine": Ein Mann und eine Frau in einem Swimmingpool
Paua Beer spielt die Titelrolle in Christian Petzolds Film - das mythologische Wasserwesen "Undine". © Christian Schulz/Schramm Film
Anke Leweke im Gespräch mit Sigrid Brinkmann |
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Wegen Corona wurde der Kinostart verschoben, doch jetzt kommt Christian Petzolds neuer Film "Undine" auf die Leinwand. Paula Beer und Franz Rogowski spielen darin ein Paar - selten hat man Liebende so unbeschwert gesehen.

Um was geht es?

Über Jahrhunderte hinweg hat der weibliche Wassergeist, Erzähler und Erzählerinnen – Friedrich de la Motte Fouqué, Oscar Wilde, Ingeborg Bachmann – inspiriert. Der Legende nach bekommt Undine erst dann eine Seele, wenn sie sich mit einem Menschen zusammentut. Sollte dieser ihr untreu sein, wird sie ihn mit dem Tod bestrafen, in ihrer Wasserblase ertränken. In Christian Petzolds moderner Adaption versucht Undine (Paula Beer), sich gegen ihr Schicksal zu wehren. Nachdem ihr Freund sie verlassen hat, folgt sie nicht dem Ruf des Wassers, sie will sich nicht rächen, sie will lieben und leben.

Was ist das Besondere?

Undines unbedingter Wille, sich dem Mythos zu entziehen. Bei Petzold ist diese Heldin eine Trägerin von Geschichten und Geschichte, arbeitet als Historikerin beim Berliner Senat. Ihr Reich sind die am Sumpf erbaute Stadt Berlin und das Märkische Museum, ein Gebäude, das die Stile verschiedener Epochen in sich vereint, auch die Formen der Romantik. Anhand von Modellen führt Undine die Visionen und Entwürfe vor, mit denen die Stadt Berlin immer wieder neu erfunden werden sollte. Der Industrietaucher Christoph (Franz Rogowski) hört einen ihrer Vorträge. Zwei Menschen begegnen einander. Er zeigt einer Wasserfrau das Wasser, ohne zu wissen, dass sie von dort kommt. Sie wiederum zeigt ihm eine Stadt, die er nicht kennt. In dem Moment, in dem sich die beiden Elemente Wasser und Land berühren, verlieben sich die beiden ineinander.

Fazit

Durch den Blick der Liebenden verwandelt sich unsere Gegenwart in einen Sehnsuchtsraum. Bei Petzold kämpft ein von Männern erschaffenes Mythenwesen um die weibliche Selbstbestimmung. Seine Undine setzt sich zur Wehr gegen den Fluch einer Märchenwelt, deren Opfer allzu oft Frauen und Mädchen sind. Selten hat man einen Film gesehen, in dem die Liebenden so unbeschwert wirken - und dann auch wieder so ernst.
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