Pochen - Multimediale Biennale findet vom 3. - 18.11.2018 in Chemnitz statt
"Das ist der Aufbruch, der aussteht"
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Unter dem Motto "Tage des Aufbruchs" findet derzeit in Chemnitz die erste Biennale statt. Sie trägt den Titel "Pochen". Es sei ein Versuch, eine Gegenbewegung zu starten, lobt der Musiker Olaf Bender, der mit einer Klanginstallation beteiligt ist.
Der Musiker Olaf Bender ist auch bekannt als "Byetone" und Chef des weltberühmten Elektroniklabels "Rastermusik". Die Biennale unter dem Titel "Pochen" werde jetzt zwar im Licht der Ausschreitungen im August gesehen, sagt der Chemnitzer, sie sei aber natürlich schon viel länger geplant gewesen:
"Das ist der generelle Aufbruch, der seit vielen Jahren aussteht. Als Aufbruch könnte man bezeichnen, dass man hier das Gefühl hat, dass irgendwas passieren müsste."
Parallel zu der Veranstaltung findet das Kulturfestival "Aufstand der Geschichten" statt, bei dem es um die vielen Umbrüche in der Geschichte von Chemnitz geht.
"Es ist ein ernsthafter Versuch, eine Gegenbewegung zu starten", lobt Bender. "Es ist ein Versuch, eine Alternative zu zeigen – zu diesem dumpfbackenen Vor-sich-hin-kritisieren, alles schlecht finden und Verneinen. Das ist eine Grundhaltung, die ist deutlich präsent hier."
Polyrhythmisches Geklackere
Zusammen mit einem slowenischen Künstler beteiligt sich Olaf Bender mit der Klanginstallation "Sound 99" mit 99 Luftballons an der Biennale:
"Das Ganze funktioniert auf einem pneumatischen Prinzip. Das sind 99 Luftballons, die über einen Kompressor mit Pressluft angesteuert werden und ich habe versucht, die Ventile der Luftballons als Bestandteile in Sound zu integrieren. Das ist wie ein polyrhythmisches Geklackere."
Die Installation werde im Dunkeln gezeigt und sei "eine multidimensionale Erfahrung", erklärt Bender. Er ist mit seinem Elektroniklabel in seiner Heimatstadt geblieben und schätzt an ihr besonders, dass sie kein angesagter Kunst- und Kulturort ist:
"Das klingt paradox. Ich muss das, was ich tue, ganz anders verteidigen, als ich das vielleicht in Berlin tun müsste. Hier stoße ich immer wieder noch auf Widerstände. Und in gewissem Sinne finde ich das ganz gut für so ein Langzeitprojekt wie ein Label."
(cosa)