Großen Krach gibt es auch im Breisgau: Wie in Köln geht es auch in Freiburg beim Stadionneubau um Fragen des Umweltschutzes. Landeskorrespondent Thomas Wagner berichtet:
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Naturschützer kämpfen gegen Leistungszentrum
Wo sich heute Wiesen und Wälder an Kölns Stadtgrenzen anschmiegen, will der 1. FC Köln schon bald ein neues Leistungszentrum und Fußballfelder anlegen. Das gefällt nicht jedem, schon hat sich eine Bürgerinitiative gebildet, um die Grünflächen zu schützen. Das Dilemma der Aktivisten: Sie sind FC-Fans.
Im Südwesten der Stadt Köln liegt eine große grüne Wiese, umrahmt von Waldzügen. Sie ist Teil des äußeren Grüngürtels der Stadt – und sie steht seit einigen Monaten ganz besonders im Fokus. Denn unter anderem hier will der Fußball-Bundesligist 1. FC Köln sich vergrößern. Sein Stammsitz, das Geißbockheim, liegt nur wenige Minuten entfernt.
Friedmund Skorzenski wohnt auch nur wenige Minuten von der besagten Wiese entfernt – und er ist gegen die Ausbau-Pläne des FC. Diesen Grünzug, sagt er, gebe es immerhin schon seit mehr als 100 Jahren:
"Heute sagt man, dass dieser Kölner Grüngürtel in der Welt einmalig ist. Keine andere Stadt hat so etwas, weil er die Stadt so umgibt und von allen Plätzen so erreicht werden kann."
Tatsächlich legt sich das Grün fast wie ein Gürtel um Köln – wenn auch nicht ganz komplett und mit einigen bebauten Flächen zwischendrin. Aber: Die Kölner sind stolz auf ihre Naturflächen – mitten in der Stadt.
Am Grüngürtel liegt auch der andere große Stolz der Stadt: Der 1. FC. In der gerade beendeten Bundesliga-Saison hat es der Verein auf Platz 9 geschafft, für viele Kölner ist er aber im Herzen immer auf Platz 1.
Auf eine harte Probe gestellt
Dass der 1. FC jetzt ausgerechnet am Grüngürtel ein neues Leistungszentrum und mehrere neue Fußballplätze bauen will, stellt die Liebe vieler Kölner zu ihrem Verein allerdings auf eine harte Probe. Was ist wichtiger – die Förderung des Spitzensports oder die Natur?
Die Anwohner hoffen, dass beides möglich ist und haben eine Bürgerinitiative gegründet. Anwohner Friedmund Skorzenski ist ihr Sprecher:
"Wir als Bürgerinitiative versuchen 1. FC Köln zu bewegen, an einem alternativen Standort diese Plätze zu errichten. Wir wollen keine Verdrängung des FC, der FC gehört zu Köln wie wir auch, aber wir wollen, dass die Erweiterungen an einem unempfindlichen Ort stattfinden."
Für den 1. FC Köln sind andere Standorte aber kein Thema. Sie seien geprüft worden, sagt Geschäftsführer Alexander Wehrle, aber nichts hätte wirklich gepasst. Denn der Verein will Jugend- und Profispieler an einem Standort zusammen trainieren.
"Unsere Ausrichtung ist es, Jugend- in Lizenzspieler zu überführen. Wir sind nicht in der Situation, wie vielleicht viele andere Vereine, die jedes Jahr eine hohe Anzahl an Transfers stemmen können."
Wenn ein Ausbau am Grüngürtel scheitern sollte, müsste der FC seinen Standort möglicherweise komplett verlagern, vielleicht sogar an einen Ort außerhalb von Köln. Das könne doch keiner wollen, sagt Wehrle.
"Weil wir hier zuhause sind, hier ist unsere Heimat. Der Grüngürtel ist auch vorgesehen um Sport zu treiben, insbesondere für den Breitensport, aber wir wollen uns nicht irgendwo außerhalb Kölns abschotten, wie das vielleicht andere Vereine tun, sondern wir wollen nach wie vor nahbar sein."
Verhärtete Fronten
Die Fronten scheinen verhärtet. Viele Bürger haben außerdem das Gefühl, für den 1. FC würde in der Stadt alles möglich gemacht. Immerhin steht der Grüngürtel seit mehr als 30 Jahren unter Denkmalschutz. Friedmund Skorzenski erzählt, dass der Wunsch nach einer beleuchteten Joggingstrecke am Waldrand von der Stadt abgelehnt wurde, außerdem durfte ein Bolzplatz für die Öffentlichkeit nicht errichtet werden. Und jetzt soll plötzlich die Wiese weichen, mindestens drei neue Flutlichtplätze und ein neues Leistungszentrum entstehen? Viele Anwohner können das immer noch nicht fassen:
"Als ich hier vor elf Jahren hergezogen bin, habe ich auf den Stadtplan geguckt und fand diesen Grüngürtel genau das, was es wertvoll macht für mich mit dem Kind vom Land in die Stadt zu ziehen."
"Und der Grüngürtel ist eben gerade durch die Wiese, Weiher, Bäume und die großen Flächen. Das ist das wichtige, wenn man die Wiese wegnimmt, fehlt etwas Wichtiges in diesem Konzept."
"Die ist besonders in den Sommermonaten sehr kühl, kühler als die anderen Plätze. Das ist sozusagen mein Ausweichquartier für die Sommermonate."
Immerhin hat der 1. FC Köln angeboten, die Plätze am Wochenende und zum Teil in den Abendstunden für den Breitensport zu öffnen. Letztlich muss nun die Stadt Köln über die Baupläne entscheiden. Sie will sich Ende Mai mit den Meinungen der Bürger auseinandersetzen, die in einem offiziellen Beteiligungsverfahren eingereicht wurden.