10 Jahre Spotify

Auf die ersten 30 Sekunden kommt es an

07:28 Minuten
Das Foto zeigt ein Handy-Bildschirm, auf dem das Spotify in grüner Schrift angezeigt wird, und zwei Kopfhörer-Kapseln.
Spotify hat in den zehn Jahren seines Bestehens das Musikgeschäft, die Musik und das Musikhören verändert. © picture alliance / NurPhoto / Jakub Porzycki
Kristoffer Cornils im Gespräch mit Carsten Beyer |
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Über 400 Millionen Menschen nutzen Spotify. Das macht was mit der Musik, wie Kristofffer Patrick Cornils erläutert. Der Musikjournalist zeigt, wie die Eigenlogik der Plattform die Kunst geprägt hat.
409 Millionen Menschen weltweit nutzen die Dienste von Spotify, so jedenfalls die Zahlen, die das schwedische Unternehmen für das Geschäftsjahr 2021 veröffentlicht hat. Der Musikjournalist Kristoffer Patrick Cornils beobachtet die Plattform seit langem: Er sagt, dass Spotify unsere Hörgewohnheiten genauso beeinflusst hat, wie es dazu geführt hat, das heutzutage andere Musik gemacht wird.
Am Song „Rapstars“ von Mero und Jamule zeigt Cornils, wie sich die Songstruktur verändert habe: „Dieser Song steigt direkt mit dem Refrain ein, noch besser gesagt, direkt mit der Hookline – und das innerhalb der ersten 30 Sekunden gleich doppelt, denn es singen beide Rapper, die an dem Song beteiligt sind.“

Aufladung des Anfangs

Während das vor zehn Jahren noch eher ungewöhnlich gewesen wäre, sei das heute gang und gäbe: „Es gibt Studien dazu, dass viele der großen Pophits der vergangenen Jahre die sogenannte Hookline in den ersten 30 Sekunden einbringen“, erläutert Cornils. Zudem sei es inzwischen auch Usus, dass Feature-Gäste bereits in den ersten paar Takten zu hören seien.
Das Prinzip sei also, dem Publikum mit dem eingängigsten Teil des Lieds und mit zwei Stimmen mit Wiedererkennungswert sofort etwas zu bieten, das in den Song reinzieht.
Bei Spotify zähle ein Song erst dann als gespielt, wenn er 31 Sekunden erreicht habe, erläutert Cornils die Abrechnungslogik der Plattform: "Dementsprechend gibt es dann auch erst Geld – weshalb sich alles auf diese ersten 30 Sekunden konzentriert.“

Vom Album zur Playlist

Außerdem habe sich die Rezeption von Musik durch Spotify und Co. gewandelt: Musik werde nicht mehr primär im Albumformat konsumiert, sondern als Playlist. „Musik ist dadurch immer mehr zum Begleit-Soundtrack für bestimmte Stimmungen und vor allem auch Aktivitäten geworden.“
Eine Playlist fürs Fitnessstudio, eine andere fürs Homeoffice und die dritte dann fürs romantische Candle-Light-Dinner – auch das sei eine Neuerung, die der Streamingpionier in die Welt gebracht habe.
(mfu)
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