10-Minuten-Podcasts

Kurz und knackig

43:57 Minuten
Bild einer kurzen, mit einem Maßband umwickelten Karotte.
Über kurze Podcasts wird eher selten geredet. Dabei liegt manchmal in der Kürze erst die Würze. © Unsplash / Charles
Von Anna Bühler, Heiko Behr und Hagen Terschüren |
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Podcasts sind zu lang? Nicht unbedingt! In dieser Folge widmen wir uns Podcasts, die nicht länger als zehn Minuten dauern. Außerdem: "The Missing Cryptoqueen" von der BBC.
Podcasts sind in der öffentlichen Wahrnehmung ein eher langes Medium. Prominente Beispiele wie "Alles Gesagt" von der "Zeit" dauern im Zweifel auch schon einmal neun Stunden. Wer einen kurzen Arbeitsweg hat oder gerne unter der Dusche hört, braucht so einige Tage, um eine ganze Folge zu hören. Aber es gibt natürlich auch kurze Podcasts. Über die wird nur seltener geredet – und genau die gucken wir uns diesmal an.

Anerzählt

Dirk Primbs erzählt im Podcast "Anerzählt" jeden Wochentag eine spannende Geschichte, die ihn Interessiert, oder über ein Thema, das ihm von seinem mittlerweile beachtlichen Publikum vorgeschlagen wurde. Mal geht es um Geldautomaten, dann um das erste Mathebuch der Welt oder Physik – seit mittlerweile über 1.000 Folgen. Diese Menge an Episoden führt dazu, dass etwas bei Kurzpodcasts eher Ungewöhliches geschieht: Man bekommt das Gefühl, den Moderator kennenzulernen. Das, was bei langen, gesprächigen Podcasts quasi von alleine passiert, ist bei kurzen Shows nämlich eher selten. Dort muss so viel Information so kondensiert werden, dass für die Persönlichkeit der Hosts meistens kein Platz mehr ist.

The Memory Palace

In eine ganz andere Richtung geht "The Memory Palace" vom amerikanischen Podcastkollektiv "Radiotopia", das auch hinter Shows wie "99 Percent Invisible" und "Passenger List" steckt. Der Podcast existiert seit 2008 und hat gerade einmal 157 Folgen veröffentlicht, was etwas mehr als einer Episode pro Monat entspricht. Der Grund für die lange Wartezeit: Die Skripte haben eine geradezu lyrische Qualität und es fühlt sich beim Hören an, als würde aus einem guten Buch vorgelesen werden. Inhaltlich sucht der Erzähler Nate DiMeo immer Geschichtsthemen, über die sonst eher selten gesprochen wird. Zum Beispiel geht es um Ann Lowe, eine Sklaventochter, die Kleidung für John F. Kennedys Hochzeit produzierte, oder um Florence Chadwick, die als erste Frau den Ärmelkanal in beide Richtungen durchschwamm. Dazu kommt eine herausragende Produktion mit pointiertem Musikeinsatz.

Wissens-Snacks

Eine auffällig gute Produktion gibt es auch bei den "Wissens-Snacks", einer Show für den Streaminganbieter Deezer, produziert von Podcastlabel Viertausendhertz, die aber auf jeder Podcast-Plattform gehört werden kann. Hier werden kurze Fakten vermittelt, die man vielleicht nicht im Alltag braucht, aber gut als Partywissen verwenden kann. Thematisch wird von Wissenschaft über Philosophie bis Technik ein großes Spektrum abgebildet. Hier macht sich auch die Leistung von Sprecherin Bettina Conradi und Sprecher Wolfgang Buschlinger bemerkt, die ihre Inhalte klar und deutlich vermitteln.

The Missing Cryptoqueen

Wer nach diesen Empfehlungen genug von kurzen Podcasts hat, könnte bei "The Missing Cryptoqueen" von der BBC glücklich werden. Diese Miniserie bietet acht Folgen, die bis zu eine Stunde dauern. Wie bei einem True-Crime-Podcast gibt es hier Ermittlungen und ein offenes Ende, denn der Podcast ist vielleicht vorbei, die erzählte Geschichte jedoch nicht. Es geht um "OneCoin", eine vermeintliche Konkurrenz zu der Kryptowährung "Bitcoin". Doch im Laufe der Rechere finden das Team, Georgia Catt und Jamie Bartlett heraus, dass "OneCoin" ein Betrug mit Milliardenausmaß zu sein scheint. Doch nicht nur das, auch Verstrickungen zur Mafia scheinen vorhanden zu sein. Neben einer spannenden Geschichte kann man hier eine der besten Podcastproduktionen überhaupt hören. Der Aufwand war massiv, das Team ist für seine Recherchen durch halb Europa gereist und für die Musik wurde sogar extra ein bulgarischer Frauenchor in London gebucht. Und auch wenn das Thema so klingt, als wäre die Show nur für Nerds, ist alles so gut erklärt, dass auch Laien sehr viel Spaß haben dürften.
(hte)
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