100. Geburtstag John F. Kennedys

"Der erste richtige Fernsehpräsident"

US-Präsident John F. Kennedy während einer Fernseh- und Radioansprache zum Kernwaffenteststopp-Vertrag im Oval Office des Weißen Hauses in Washington D.C.
John F. Kennedy (geb. 29. Mai 1917, ermordet 22. November 1963), war von 1961 bis 1963 der 35. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. © imago/UPI Photo
Manfred Berg im Gespräch mit Liane von Billerbeck |
Gutes Aussehen, gewinnendes Lächeln und etliche Frauengeschichten: John F. Kennedy gilt als Ikone der Popkultur. Kein Zufall, sagt der Historiker Manfred Berg: Dahinter habe eine gezielte Inszenierung gestanden.
Schon in den 1950er-Jahren sei John F. Kennedy systematisch als jemand aufgebaut worden, der für die Präsidentschaft infrage kommt, sagt der Historiker Manfred Berg: "Es wurde das Bild eines heilen Familienlebens gezeichnet, das so natürlich nicht stimmte." Kennedy sei aber auch der erste amerikanische Präsident gewesen, der im 20. Jahrhundert geboren wurde:
"Er war jung, er war ungeheuer gutaussehend, charismatisch. Wenn man bedenkt auch, wer waren die anderen: Eisenhower - ein Langweiler, Adenauer 40 Jahre älter als er, de Gaulle… Er war die junge, erfrischende Figur in einem Kreis alter Männer in den frühen 60er-Jahren - und er war eben auch ungeheuer geschickt im Umgang mit den Medien. Er war in gewisser Hinsicht der erste richtige Fernsehpräsident. Ich denke schon, dass mit ihm ein neues Zeitalter der Politik auch und der Medialisierung der Politik begann."

Macron und Trudeau verkörpern den Wechsel auf die Zukunft

Ob heute junge Politiker wie der französische Präsident Emmanuel Macron oder der kanadische Premierminister Justin Trudeau eine ähnliche Rolle wie Kennedy spielen könnten? Berg schließt das nicht aus. Es komme zwar immer auch auf die politische Leistung und die Durchsetzungsfähigkeit von Politikern an. "Aber dass so etwas wie ein Aufbruch auch verkörpert wird durch einen Generationenwechsel, das ist ja etwas, was wir auch mit der Präsidentschaft Kennedys verbinden."
Kennedy sei zur Metapher geworden; manch einer habe sich als der "Kennedy Deutschlands" oder der "Kennedy Berlins" bezeichnet, so der Historiker: "Ich würde schon sagen, dass Leute wie Macron oder Trudeau hier eben auch diesen Generationenwechsel verkörpern, der in vieler Hinsicht immer auch ein Wechsel auf die Zukunft ist."
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