Südafrika und das große Jubiläum seines Helden
Er ist der große Held der Befreiungsbewegung Südafrikas: Vor 100 Jahren wurde Nelson Mandela geboren. Dieses Jubiläum findet in einer Zeit statt, da das Land in eine Epoche neuer Hoffnungen starte, erläutert unsere Südafrika-Expertin Leonie March.
Nelson Mandela war Südafrikas erster schwarzer Präsident, sein Name steht auch fünf Jahre nach seinem Tod für Ausgleich und Versöhnung. Am 18. Juli wäre der Friedensnobelpreisträger 100 Jahre alt geworden. Mandela ist eine Lichtgestalt, eine Ikone und wird als der Mann weltweit verehrt, der nach jahrzehntelanger Haft seinem Land einen friedlichen Übergang von der Rassentrennung in die Demokratie ebnete.
Schwierige Debatten um traditionelles Land
Doch die Konflikte zwischen Schwarz und Weiß, zwischen Arm und Reich, Stadt und Land sind nach wie vor lebendig in Südafrika. Nach Einschätzung der Korrespondentin und Autorin Leonie March spiegeln sich diese Konflikte fast schon symbolisch in der aktuellen Debatte um die Bodenreform wieder, die kritisiert werde als eine Enteignung weißer Farmer ohne Entschädigung:
"Es wird oft so dargestellt, als ginge es da nur um eine Debatte über die weißen Farmer. Doch es geht hier noch viel tiefer, da geht es zum Beispiel auch um traditionelles Land, wo die Leute keinen Grundbrief haben, sondern von Chiefs und von Königen regiert werden." Dieser Streit um Land sei ein Thema, das derzeit sehr emotional und sehr populistisch debattiert werde, betont March.
Und im Zusammenhang mit genau diesem Land-Streit werde derzeit auch Mandelas Rolle sehr kritisch diskutiert. Da heiße es etwa, dass Mandela zwar die politische Freiheit für Südafrika und die schwarzen Südafrikaner errungen hätte, aber die wirtschaftliche Freiheit eben nicht. "Das heißt: Die Armen sind im Prinzip weiterhin arm - im Gros jedenfalls, auch wenn es inzwischen eine schwarze Ober- und Mittelschicht gibt -, die Landlosen haben weiterhin kein Land und es klafft eine Lücke auf zwischen dem, was erreicht wurde und zwischen dem, was noch nicht erreicht wurde."
Der ANC in einer Umbruchbewegung
Ähnlich kontrovers falle auch die aktuelle Bilanz des ANC aus. "Der ANC hatte es sehr schwer, sich von einer Befreiungsbewegung zu einer politischen, demokratischen Partei zu wandeln", sagt Leonie March. "In diesen Befreiungsbewegungen gibt es natürlich einen, der die Richtung vorgibt und es gibt einen gemeinsamen Feind. Das schweißt zusammen."
In einem demokratischen Land allerdings gebe es nun auch eine Debattenkultur mit ganz unterschiedlichen Meinungen und eben auch verschiedenen Flügeln im ANC, der sich sehr schwer damit tue. Hier müsse die Partei aber jetzt diese Strömungen unter einen Hut bringen und eine gemeinsame Politik machen. Sehr schwer belaste den ANC dabei das Erbe von Jacob Zuma, der neun Jahre lang regiert und das Land herunter gewirtschaftet habe, so Leonie March.
Südafrika zwischen Absturz und Aufbruch
Nach Einschätzung der Journalistin seien diese aktuellen Herausforderungen aber dann doch nur eine Facette der südafrikanischen Gegenwart. "Und es gibt auch viel Hoffnung: Es ist ein Land zwischen Absturz und zwischen Aufbruch." Dieser Aufbruch gehe aus von der neuen Generation, den Born Frees, die nach der demokratischen Wahl 1994 geboren wurden, aber auch von den Ex-Freiheitskämpfern, die immer noch wüssten, wie sie die Zivilgesellschaft mobilisierten.
"Die Krise in der Folge der Regierungszeit Jacob Zumas hat Kräfte mobilisiert, die sich jetzt wehren", so Leonie March. Zwar habe sich nun die anfängliche Euphorie um die Regentschaft Cyril Ramaphosas als neuer ANC-Vorsitzender schon ein wenig gelegt, aber er räume auch deutlich auf und daraus schöpften die Südafrikaner Hoffnung.