Plötzlich steht man auf der Seite des Bösen
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Ihre bekannteste Figur ist der Mörder Tom Ripley, mit psychologischer Tiefe gestaltete Patricia Highsmith ihre Protagonisten. In Abgründe schauen und nicht wieder wegwollen: Das findet die Krimi-Autorin Zoë Beck faszinierend.
Als Zoë Beck erstmals eine der Geschichten rund um Tom Ripley las, war sie gleich fasziniert, aber auch etwas erschrocken: Denn normalerweise kommt in Kriminalromanen die Polizei und macht alles wieder gut, "wie es sich gehört".
Bei Patricia Highsmith aber nicht, Tom Ripley ist ein Mörder. Highsmiths Figuren machten schlimme und böse Sachen, und trotzdem verstehe man sie, sagt Beck:
"Trotzdem bin ich dabei, trotzdem will ich auch nicht, dass die Polizei kommt und sagt, wir räumen jetzt wieder auf und sorgen für Recht und Ordnung. Und plötzlich steht man auf der Seite des Bösen und will da auch gar nicht weg."
Bei Agatha Christie sei das ganz anders, betont Beck, selbst preisgekrönte Krimi-Autorin: "Agatha Christie sorgt in allem, was sie tut, für Recht und Ordnung." Jede Figur bekomme ihre gerechte Strafe und habe zudem "etwas Schablonenhaftes".
Highsmith interessiere sich dagegen für ihre Figuren. "Da gibt es keine einzige Schablone, die ausgefüllt wird, sondern da wird ganz tief gewühlt, bis man in die tiefsten Abgründe kommt. Da ist es mit Gut und Böse ganz und gar nicht so leicht."
(bth)