Mathematik und Sinnlichkeit
54:41 Minuten
Am 29. Mai 2022 jährt sich zum 100. Mal der Geburtstag des griechischen Komponisten Iannis Xenakis. Bis heute fasziniert seine Musik durch streng durchkonstruierte Klänge, die starke, sinnliche Hörerfahrungen evozieren.
Den Hörer in die Flugbahn der Klänge hineinziehen und einen sinnlichen Schock hervorrufen, der genauso stark ist, wie ein Donnerschlag oder der Blick in einen bodenlosen Abgrund: So äußerte sich der griechische Komponist Iannis Xenakis über seine kompositorische Praxis.
Seine Musik gilt nicht von ungefähr als archaisch, eruptiv und rauschhaft. 1954 sorgt er erstmals mit seinem Orchesterwerk „Metastasis“ bei den Donaueschinger Musiktagen für Aufsehen. Ein Stück wie eine massive Klangwand, mit der er einen Kontrapunkt zu der Musik seiner Zeitgenossen um Karlheinz Stockhausen und Pierre Boulez setzt.
Flucht nach Frankreich
Iannis Xenakis wird 1922 geboren. 1938 geht es von einer griechischen Eliteschule nach Athen für ein Studium der Ingenieurswissenschaften, das allerdings vom Krieg unterbrochen wird. Durch einen Granateneinschlag verliert er sein linkes Auge, wird von einem Militärgericht zum Tode verurteilt und flüchtet mit gefälschten Papieren nach Frankreich.
In Paris beginnt er für den berühmten Architekten Le Corbusier zu arbeiten und ist an dessen spektakulären Entwürfen beteiligt, etwa am Philips-Pavillon der Brüsseler Weltausstellung oder am Kloster La Tourette bei Lyon, ein Meisterwerk des Brutalismus.
Pionier hybrider Räume. Der Klang-Architekt Iannis Xenakis
29.05.2022
09:35 Minuten
Durch diese Tätigkeit finanziert sich Xenakis sein Kompositionsstudium bei Olivier Messiaen.
Sinnliche Klangentwürfe
In Xenakis‘ Musik fließen mathematische Überlegungen und abstraktes Denken mit sinnlichen Klangentwürfen zusammen, die geradezu körperlich wirken und intensive Hörerfahrungen hervorrufen können. Bis heute haben sie ihre Aktualität nicht verloren.