100 Jahre Musikgeschichte

Seit Beginn dieser Spielzeit ist Eugene Tzigane neuer Chefdirigent der Nordwestdeutschen Philharmonie. In Tokio geboren und in Kalifornien aufgewachsen, studierte er an der Juilliard School in New York und an der Königlichen Musikhochschule Stockholm. Der junge Mann kann bereits mehrere internationale Preise aufweisen und ist ein gern gesehener Gastdirigent, vor allem in Deutschland und Polen.
100 Jahre umfasst die Musik dieses Abends der Nordwestdeutschen Philharmonie. Neben den Klassikern des 20. Jahrhunderts Maurice Ravel und Béla Bartók, die mit den vor ungefähr einhundert Jahren entstandenen Ballettsuiten aus "Ma Mère l’Oye" und "Der wunderbare Mandarin" vertreten sind, stehen zwei Doppel-Cellokonzerte auf dem Programm, die ebenfalls fast 100 Jahre trennen:

Da ist zum einen das Konzert des Leipziger Komponisten und Cellisten Julius Klengel. Heute eher ein Geheimtipp, war er (1859 - 1933) ein berühmter Solist und Lehrer auf seinem Instrument. Er galt als "europäischer Cellistenmacher" und zählte u.a. Gregor Piatigorsky und Emanuel Feuermann zu seinen Schülern. Als Komponist hat er allein vier Cellokonzerte, zwei Doppel-Cellokonzerte und eins für Violione und Cello sowie zahlreiche Kammermusik für dieses Instrument geschrieben. Das e-Moll-Doppelkonzert op. 45, das in diesem Konzert der NWD Philharmonie von Jens-Peter Maintz und Wolfgang Emanuel Schmidt gespielt wird, hat der Komponist gemeisam mit seiner 21-jährigen Tochter Eva am 19. Dezember 1912 mit dem Gewandhausorchester Leipzig unter Artur Nikisch uraufgeführt.

Das zweite Cello-Doppelkonzert dieses Abends ist eine Uraufführung. Das Auftragswerk der NWD Philharmonie stammt von Søren Nils Eichberg. Der 1973 in Stuttgart geborene Komponist wuchs in Dänemark auf, studierte in Kopenhagen und Köln und lebt heute in Berlin. Er hat bereits zahlreiche Kompositionsaufträge erhalten und ist zur Zeit composer in residence beim Dänischen Radiosinfonieorchester. Bei seinem Auftragswerk für die NWD Philharmonie hat Eichberg darauf verzichtet, sich mit dem Doppelkonzert von Julius Klengel zu beschäftigen, weil er - so in einem Interview vor der Uraufführung: "vorhabe, ein Werk zu schreiben, das für sich selbst stehen soll". Mit dem Soloinstrument hatte er sich bereits auseinandergesetzt, als er das Pflichtstück für den ARD-Wettbewerb im Fach Cello schrieb. Nach dem Kompositionsstil seines neuen Werks befragt, antwortet er in dem erwähnten Interview: "Allzu avantgardistisch möchten die meisten Komponisten doch nicht sein. Ich will schon das Publlikum abholen und mit dabei haben. Die Komposition soll einerseits nicht dozierend, andererseits aber auch nicht zu einfach und poppig sein. Es wird Melodien darin geben, ich arbeite auch viel mit sich wiederholenden Rhythmen. Das Violoncello ist ein so schönes Instrument, dass es schade wäre, nicht auch ein paar Kantilenen rauszulassen."
www.nwd-philharmonie.de



Stadtpark Schützenhof Herford
Aufzeichnung vom 18.2.11


Maurice Ravel
Ma Mère l’Oye

Søren Nils Eichberg
Konzert für zwei Violoncelli und Orchester
(Auftragswerk der Nordwestdeutschen Philharmonie, Uraufführung)

ca. 21:00 Uhr Konzertpause mit Nachrichten

Julius Klengel
Konzert für zwei Violoncelli und Orchester e-Moll op. 45

Béla Bartók
Der wunderbare Mandarin op. 19


Jens-Peter Maintz, Violoncello
Wolfgang Emanuel Schmidt, Violoncello
Nordwestdeutsche Philharmonie
Leitung: Eugene Tzigane