Schwierige Neuordnung der Welt
Vor 100 Jahren, am 18. Januar 1919, begann die Pariser Friedenskonferenz mit dem Ziel, den Ersten Weltkrieg mit einem Abkommen zu beenden. Das Ergebnis war der Friedensvertrag von Versailles. Parallelen zu heute seien schwierig, sagt der Historiker Philipp Blom.
Der Kriegsverlierer Deutschland saß zunächst nicht mit am Verhandlungstisch. Es war klirrend kalt, als vor genau 100 Jahren rund 70 Delegierte aus 30 Nationen die Friedenskonferenz eröffneten. Sie sollte die Welt nach der Katastrophe des Ersten Weltkrieg neu ordnen.
"Was heraus kam bei der Konferenz, war eigentlich eine Neuaufteilung der Welt, auch eine Neuaufteilung der Kolonialreiche", sagte der Historiker und Schriftsteller Philipp Blom im Deutschlandfunk Kultur. In Deutschland habe man damals offenbar sehr optimistisch erwartet, dass gleichberechtigte Friedensverhandlungen geführt werden könnten.
"Das war nicht so, die Friedensbedingungen wurden unter den Alliierten ausgehandelt und dann Deutschland vorgelegt." Das Land sei nicht in der Position gewesen, Forderungen zu stellen oder zu verhandeln. Die Auswirkungen des von vielen Deutschen als "Schandfrieden" empfundenen Versailler Vertrags auf die Weimarer Republik sei bis heute unter Historikern heiß umstritten.
Schwierige Parallelen
"Lernen aus der Geschichte ist ganz schwierig", sagte der Historiker. Die Bedingungen seien doch immer sehr unterschiedlich. "Aber man könne allgemeine Lehren ziehen." So sehe man am Anfang des Ersten Weltkrieges ganz gut, dass nichts so stabil sei, wie es zu sein scheine. Damals schien die Weltordnung noch aus Gusseisen zu sein und habe sich dann als Kartenhaus herausgestellt.
Veränderungen könnten eine ganze Gesellschaft erschüttern und selbst eine so scheinbar solide Struktur wie die Demokratie aufweichen. "Wir erleben gerade, wie unsere ganze internationale Ordnung umgestülpt wird, wir erleben gerade wie unser ganzes europäisches Gefüge umgestülpt wird", sagte Blom. Deshalb sollte die heutige Ordnung strukturell überprüft werden.
(gem)