100 Jahre Satirezeitung "Le Canard enchainé"

"Unabhängigkeit ist da in Beton gegossen"

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Die französische satirische Wochenzeitung Le Canard Enchaîné feiert heute Geburtstag und wird hundert Jahre alt. Sie entstand mitten im Ersten Weltkrieg. © imago/epd
Jürgen Ritte im Gespräch mit Marianne Allweis und André Hatting |
Das legendäre französische Satireblatt "Le Canard enchainé" wird 100 Jahre alt. Der Literaturkritiker Jürgen Ritte würdigt die investigative Wochenzeitung als unverändert populär und unabhängig.
"Heutzutage ist es fast ja schon Realsatire, wenn man schreibt, was ist", sagte der Literaturkritiker Jürgen Ritte im Deutschlandradio Kultur. Er würdigte die berühmte Satirezeitung "Le Canard enchainé" als erfolgreiches Medium, dass in Frankreich jede Woche mit acht Seiten erscheine ohne jede Werbung. "Hundert Jahre ohne eine einzige Anzeige hat diese Zeitung überlebt und die Journalisten sind die am besten bezahlten in der französischen Presselandschaft."

Anspielung auf die Pressezensur

Ritte erinnerte daran, dass die Satirezeitschrift mitten im Ersten Weltkrieg entstanden sei. "Antimilitaristische Satire, das war sehr nötig, das war sehr mutig vor allen Dingen, denn mitten im Krieg sich über Militär lustig zu machen, ist immer ein gefährliches Unternehmen. "Daher auch der Name, die angekettete oder die gefesselte Ente." Canard sei in Frankreich der Name für die Zeitung und dabei sei nicht etwa die deutsche "Zeitungsente" gemeint. Vielmehr sei die gefesselte Zeitung eine Anspielung auf die Pressezensur im Ersten Weltkrieg gewesen. Bis heute sei das Blatt anti-militaristisch, radikal anti-klerikal und unparteiisch.

Investigative Recherche und Flüsterer

"Unabhängigkeit ist da in Beton gegossen", sagte Ritte. "Er hat linke Regierungen genauso wenig geschont wie rechte Regierungen und es wird ihm sehr viel zugeflüstert." Zahlreiche Minister stürzten über Skandale, die durch die investigative Berichterstattung der Zeitung aufgedeckt wurden.
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