"100 Karten über die Ukraine und den Krieg"
Katapult-Verlag, Greifswald 2022
192 Seiten, 26 Euro
Katapult-Magazin "100 Karten über die Ukraine"
Zehn Dinge, die Deutsche benötigen, um sich auszuweisen. Die Ukrainerinnen und Ukrainer brauchen hingegen nur ihr Smartphone. © Katapult
Perspektivwechsel auf ein unbekanntes Land (Podcast)
08:09 Minuten
Noch im vergangenen Jahr wussten hierzulande die meisten Menschen wenig über die Ukraine. Der Katapult-Verlag hat für die neueste Ausgabe seines Magazins Statistiken über das Land in ebenso anschauliche wie unterhaltsame Grafiken verwandelt.
Ein paar Fakten über die Ukraine, die viele sicherlich noch nicht kennen: Die Anbaufläche von Sonnenblumen dort ist so groß wie ganz Lettland. Und die Entfernung zwischen Lissabon und dem russischen Nowosibirsk entspricht der Anzahl der Straßenkilometer, die im Angriffskrieg seit Ende Februar in der Ukraine zerstört wurden.
Diese und 98 weitere, der breiten Öffentlichkeit vermutlich unbekannte Fakten liefert „100 Karten über die Ukraine“, Untertitel: „und den“ - „die Spezialoperation“ durchgestrichen – „Krieg“. Das Buch erscheint am 8. Juni im Katapult-Verlag.
Solidarität mit ukrainischen Kollegen
Überall ist die Solidarität mit der Ukraine groß. Unter den Medien fällt das Greifswalder Katapult-Magazin im gleichnamigen Verlag dabei besonders auf: Zuerst gab es Solidaritätsabos, dann wurden 20 ukrainische Journalisten und Journalistinnen angestellt, die von Deutschland oder der Ukraine aus berichten. Die übrigen Mitarbeitenden verzichteten dafür auf Teile ihres Gehalts.
Katapult ist ein ausdrücklich auf Papier erscheinendes "Magazin für Kartographie und Sozialwissenschaften": Informationen aus drögen Statistiken und Studien werden in kreativ und unterhaltsam gestaltete und schön anzusehende Karten verwandelt. Info-Wissen für den Coffeetable, das bei manchem vermutlich ein „Wow“ oder „Wusste ich ja gar nicht!“ hervorruft.
Die ukrainischen Kolleginnen und Kollegen waren auch an den „100 Karten über die Ukraine“ beteiligt. Es gehe um einen Perspektivwechsel, sagt die Grafikerin Laura Heinisch, die das Buchprojekt betreut hat. „Wenn man sich fragt, was wusste ich denn im letzten Jahr über dieses Land, dann denkt man vielleicht an Landwirtschaft oder hat auch mal eine Performance beim Eurovision Song Contest gehört.“
Viele positive Fakten
Auch sie selbst und ihre Kolleginnen und Kollegen beim Verlag hätten vorher nicht sehr viel über das große Land zwischen Polen und Russland gewusst. Und beschlossen: Das muss sich ändern. "Wir wollen dieses Land kennenlernen, um zu verstehen, was dort momentan alles zerstört wird.“
Täuscht es oder hat das Katapult-Team sich für das Buch, neben den traurigen Fakten über den Krieg, vor allem die positiven Daten über die Ukraine herausgepickt? „Unsere Intention war nicht, die Ukraine als das tollste Land der Welt darzustellen“, betont Heinisch. Es seien auch kritische Punkte eingeflossen, etwa, dass es bei der Pressefreiheit noch deutlichen Verbesserungsbedarf gebe.
"Die Ukraine kann mehr als nur Landwirtschaft"
„Aber wir wollen natürlich zeigen, dass das Land mehr kann als nur Landwirtschaft.“ Ein wichtiges Anliegen sei auch gewesen, Putins Äußerungen über die Ukraine etwas entgegenzusetzen und deutlich zu machen: "Die Ukraine ist ein souveräner Staat.“
Heinisch lobt die Zusammenarbeit mit den ukrainischen Kolleginnen und Kollegen. Man könne viel lernen: etwa, dass die Ukraine in Sachen Digitalisierung Deutschland deutlich voraus sei.
Auch dieser Umstand wurde zu einer bunten Grafik, die zeigt: Während man in Deutschland eine große Plastikkartensammlung mit sich führen muss, um sich für jede Gelegenheit ausweisen zu können, benötigen die Ukrainerinnen und Ukrainer dafür nur ein digitales Dokumentenmäppchen. Im Smartphone, das jeder ohnehin immer dabei hat.
(mkn)