Das Trauma ist noch längst nicht bewältigt
05:39 Minuten
Vor 100 Tagen erschoss Tobias R. in Hanau neun Menschen aus mutmaßlich rassistischen Motiven. Der Anschlag halte die Stadt bis heute gefangen, sagt Hessen-Korrespondent Ludger Fittkau. Verarbeitet sei noch nichts.
Am Abend des 19. Februar zog Tobias R. in Hanau los und tötete neun Menschen in zwei Shishabars. Später fand die Polizei seine Leiche und die seiner Mutter. Die Ermittler gehen von einem rassistischen Motiv aus.
Hessen-Korrespondent Ludger Fittkau hat nun erneut mit Zeugen in der Stadt gesprochen. Die Menschen, die die Taten miterleben mussten, seien traumatisiert. Dieses Attentat betreffe aber nicht nur Hinterbliebene und Zeugen, es halte die Stadt als Ganzes "gefangen".
Nun, in Coronazeiten, sei die Verarbeitung des Erlebten umso schwieriger. Traumata per Videoschalte oder Telefon aufzuarbeiten, sei kaum möglich. Angehörige der Opfer treibe auch die Diskussion um eine geplante Gedenkstätte und die Frage nach einer Verschärfung des Waffenrechts um.
Viele Ermittlungsstränge sind noch offen
Auch mit dem aus ihrer Sicht langsamen Fortgang der Ermittlungen seien die Hinterbliebenen nicht zufrieden, so Fittkau. Bei einer Sitzung des Innenausschusses in Wiesbaden habe der Karlsruher Bundesanwalt kürzlich versucht, Details zu vermitteln. Es seien mehr als 100 Zeugen befragt und das Umfeld des Täters durchleuchtet worden. Erkenntnisse zu Mittätern oder zu Kontakten des Täters zu terroristischen Strukturen habe dies nicht gebracht.
Doch seien viele Ermittlungsstränge noch offen. Nach den Worten der Bundesanwaltschaft handle es sich um den "schlimmsten rassistisch motivierten Attentatszyklus" der letzten Jahrzehnte.
(bth)