Die ehemalige Leistungssportlerin Ines Geipel wurde 1960 in Dresden geboren. Nach ihrem Germanistik-Studium in Jena floh sie 1989 nach Westdeutschland und studierte dort Philosophie und Soziologie in Darmstadt. 2000 war sie als Nebenklägerin im Prozess gegen die Drahtzieher des DDR-Zwangsdopings aktiv. Seit 2001 ist sie Professorin für Verskunst an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" und Buchautorin. Zuletzt erschien ihr Buch "Umkämpfte Zone: Mein Bruder, der Osten und der Hass". 2011 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz am Bande.
Undercover-Politik und ein fast wüster Humor
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"Sie kennen mich": Mit diesem Satz warb Angela Merkel einmal für sich als Bundeskanzlerin. Doch wie ist sie wirklich? "Unwahrscheinlich witzig", sagt die Publizistin Ines Geipel. Sie erkennt sogar eine "Merkel-Poesie".
Die Amtszeit Angela Merkels als Bundeskanzlerin nähert sich ihrem Ende. Viel wird jetzt über ihre politische Bilanz gesprochen. Angesichts einer bevorstehenden neuen Ära frage man sich umso mehr nach dem "Merkel-Code", sagt die Publizistin Ines Geipel: "Wie ist das möglich gewesen, dass eine Frau, die erste Bundeskanzlerin, 16 Jahre lang – sicherlich auch mit ruppigen Momenten – aber in der Weise völlig skandalfrei durchregieren konnte?"
Den "Merkel-Code" beschreibt Geipel als "eine Art Undercover-Politik". Prägend dafür sei der Pragmatismus der Kanzlerin gewesen, ihr Sinn für das Machbare, ihre Politik der kleinen Schritte. Merkel habe das "bis zur Perfektion" getrieben. "Da habe ich sehr viel Respekt", sagt Geipel. Später allerdings werde sicherlich auffallen, "was so eine Politik verdeckt" habe und was alles liegengeblieben sei.
Merkel kann ihre Rollen genau sortieren
Doch Merkel könne ihre Rollen "sehr genau sortieren". Aufgefallen ist Geipel dabei vor allem der Witz der Kanzlerin. "Ich komme ja aus dem Bereich und würde fast auch sagen: Es gibt eine Art Merkel-Poesie", so die Professorin für Verskunst an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch".
Bei mehreren kurzen Begegnungen habe sie einer Frau gegenübergestanden, die "unwahrscheinlich witzig" sei, "heiter" und offen" und "fast einen wüsten Humor" habe. "Und das finde ich auch großartig", sagt Geipel.
(bth)