16. Wettkampftag

    Auf Wiedersehen, Sotschi

    In Sotschi sind das Olympische Feuer, das Einhockeystadion und die Eislauf-Arena zu sehen.
    Die Olympischen Spiele in Sotschi sind zu Ende. © picture alliance / dpa / Vitaliy Belousov
    Von Thomas Wheeler |
    Na, das wird Wladimir Putin sicherlich gefreut haben. Gerade noch rechtzeitig, nämlich zum Ende seiner Spiele, hat sich die russische Olympia-Mannschaft an die Spitze der Länderwertung, besser bekannt als Medaillenspiegel, geschoben.
    Russland bei Winterspielen ganz oben, das hatte es zuletzt 1994 in Lillehammer gegeben. Und auch der König der Athleten von Sotschi ist ein Einheimischer. Shorttrackläufer Viktor Ahn mit dreimal Gold und einmal Bronze. Dreimal ganz oben auf dem Podest standen außerdem nur die weißrussische Biathletin Darja Domratcheva und der norwegische Skijäger Ole Einar Björndalen. Übrigens jetzt auch der erfolgreichste Wintersportler überhaupt.

    International ist die Spitze breiter geworden. Norwegen dominiert nach wie vor den Skilanglauf und den Biathlonsport. Die USA und Kanada beherrschen die jungen Sportarten Snowboard und Ski Freestyle. Russland, Südkorea und China setzen die Akzente im Shorttrack. Und die Niederländer haben 23 ihrer insgesamt 24 Medaillen im Eisschnelllauf gewonnen. Damit landeten sie in der Nationenwertung sogar vor Deutschland.

    Und wir? Wir sind selbstverständlich Rennrodler. Gut waren auch die Nordischen Kombinierer und Skispringer mit Premieren-Olympiasiegerin Carina Vogt. Sowie Skirennfahrerin Maria Höfl-Riesch bei ihrem wahrscheinlich letzten Olympia-Auftritt. Aber das Ziel des Deutschen Olympischen Sportbundes von 27 Medaillen plus X wurde weit verfehlt. Aber diese Kalkulation wäre auch nur aufgegangen, wenn jede Medaillen-Kandidatin, jeder Medaillen-Aspirant einen optimalen Wettkampftag erwischt hätte. Die Ernüchterung nach 19 Plaketten, 30 waren es noch vor vier Jahren in Vancouver, ist riesengroß. Die Konsequenz kann nur heißen: eine Neuausrichtung der Nachwuchsförderung in den klassischen Wintersportarten und eine deutlich größere Unterstützung für die jungen Disziplinen Snowboard und Ski Freestyle.

    Die Olympia-Vergabe nach Russland ist im Vorfeld zu Recht kritisiert worden. Menschenrechtsverletzungen, Gigantismus: Kosten von umgerechnet 30 bis 50 Milliarden Euro, auf jeden Fall bislang die teuersten Winterspiele, Korruption beim Bau der Sportanlagen, Ausbeutung der Bauarbeiter, Zwangsumsiedlungen, Raubbau an der Natur.
    Die Sportler schwärmten trotzdem. Kein Wunder, fanden sie doch Wettkampf- und Trainingsstätten vom Feinsten vor. Die meisten von ihnen haben wohl auch deshalb die politischen Umstände ausgeblendet. Denn für sie zählte allein der sportliche Erfolg.

    Noch ein Wort zum Doping. Fünf Betrüger, darunter die deutsche Biathletin Evi Sachenbacher-Stehle, ob unwissentlich oder vorsätzlich, sind bei diesen 22. Winterspielen aufgeflogen. Zufallstreffer oder effizientere Kontrollen? Sicherlich von Beidem etwas. Diese Doper sind aber garantiert nur die Spitze des Eisberges. Denn prominente Sportmediziner und Antidoping-Experten haben unmittelbar nach Bekanntwerden der Fälle betont, dass viele Athleten die Kontrollen während der Weltcup-Saison als zu lasch empfunden haben. Deshalb herrschte vielfach die Meinung vor, man könne auch positiv nach Sotschi fliegen und werde ohnehin nicht erwischt.