Pazifist, Umweltschützer, Kunstliebhaber - und Märchenkönig
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Er galt als Sonderling, erst nach seinem Tod wurde Ludwig II. zum Mythos. Der Psychotherapeut Sepp Schleicher weiß alles über den Märchenkönig und würdigt diesen als großen Freund der Natur und der Kunst.
Otto Friedrich Wilhelm Ludwig von Wittelsbach - oder auch einfach Ludwig II. König von Bayern: Am 25. August 1845 erblickte er das Licht der Welt. Schon mit 18 bestieg Ludwig II. den Thron, wuchs in Schloss Hohenschwangau auf und baute später selber Schlösser wie Neuschwanstein, die auch heute noch an ihn erinnern.
Der Märchenkönig wird er auch genannt, er galt als Sonderling und war Zeit seines Herrschens nicht wirklich beliebt bei seinen Untertanen. Der Mythos, der sich heute um ihn rankt, entstand erst nach seinem Tod.
Schöpfer mystischer Welten
Der Psychotherapeut Sepp Schleicher forscht dem Märchenkönig seit 40 Jahren hinterher. "Er spricht die Sehnsucht der Seele vom modernen Menschen an: Dass er ein sehr erfülltes, zelebriertes Leben geführt hat, dass er die Natur sehr verehrt hat, dass er unglaubliche Kunst geschaffen hat", so seine Erklärung, weswegen der König auch heute noch, 175 Jahre nach seiner Geburt, so viele Menschen fasziniert. "Er hat ja wirklich mystische Welten erschaffen", sagt Schleicher.
Schleichers Begeisterung für Ludwig II. begann bei einem Schulausflug in der zweiten Klasse, bei dem er das Schloss Linderhof besuchte: "Ich war fasziniert von dem Gesamtkunstwerk." Das Schloss, der Park – und die ganze Landschaft rundum. "Der Ludwig hat ja wirklich in jedem Detail dieses Schloss selbst geschaffen. Das ist sein ganz eigenständiges Werk, bei dem die Künstler genau seine Vorstellungen erfüllen mussten."
Pazifist und Umweltschützer
Je mehr er sich mit Ludwig II. beschäftigte, desto faszinierender wurde der Regent für Schleicher. "Und jetzt, als Psychotherapeut, ist es für mich nochmal interessanter, weil er ganz besondere Fähigkeiten hatte. Er war ein ganz großer Umweltschützer, für seine Zeit völlig ungewöhnlich. Er war ein Pazifist vom Feinsten."
Den runden Geburtstag Ludwigs hätte Schleicher eigentlich gerne auf dem Schachen verbracht – wenn Corona ihm keinen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. "Da ist eine der Berghütten Ludwig II., das wissen ja viele Menschen nicht, dass er sich besonders gerne in Berghütten, ganz einfachen Hütten aufgehalten hat. In den Schlössern war er eigentlich die wenigste Zeit."
Auf der Suche nach der Stille in den Bergen
In den Bergen habe Ludwig II. die Stille gesucht. "Er war ein großer Meditierer. Und er konnte vor allem sein Leben gut zelebrieren und konnte gut mit sich allein sein, was ich auch für heutige Menschen als großes Ziel empfinde."
Die letztendliche Absetzung Ludwig II. wegen "geistiger Umnachtung" hält Schleicher für einen Skandal. Ein Psychater, der den König nie getroffen habe, habe ein Gefälligkeitsgutachten erstellt.
(lkn)